Gerade ist die Tour der Briten I Am Kloot angelaufen, auf der sie ihr neues Album „I Am Kloot“ präsentieren. Pop heißt die Emotion. Wer sich auf der Suche nach einer neuen Genredefinition befindet, darf sich hier getrost an Pop anlehnen, ausgetüftelte Harmonielehren unter die Lupe nehmen und sich vor allem wohl und zu Hause fühlen. Während das vor zwei Jahren erschienene Erstlingswerk „Natural History“ gerne in die „Quiet is the new loud“-Ecke gestellt wurde, zeigt der ehrwürdige Nachfolger ein noch breiteres Spektrum klassischer Gitarrenpopmelodien. Melancholie gehört dabei ebenso zum Programm wie gitarren- und rhythmusdominierte Songs, verträumte Zurückhaltung entlädt sich mit markantem Gesang gleichsam wie groß angelegte traditionelle Pophits. Das Trio aus Manchester verfügt nicht nur über eine facettenreiche Phantasie, was ihre Tempowechsel und damit einhergehenden Stimmungswechsel angeht, auch für die sorgfältige Instrumentierung wurde keine Idee gescheut. Gitarre, Schlagzeug und Bass sind hier mehr als die Summe der einzelnen Teile, da mit Streichern, Bläsern und Programmierungen eine unverschämt bombastische Vielfalt entsteht. Für manches Ohr fehlt bei solcher Perfektion schnell die Kante und die Ecke, deren man sich erst durch Gewöhnung und Annäherung entledigen kann. Beides fehlt dem neuen Album von I Am Kloot, dafür, gestaltet es sich Stück für Stück zum nahezu perfekten Popwerk, welches sich, wie es der gute Ton der Popmusik will, auf Anhieb zum Konsensalbum für viele eignet. Für die konservativeren, die Entdeckungen vermissen, findet sich der eine oder andere Track im gewohnt nachdenklichen ruhigen Stil, der irgendwie ja doch immer funktioniert.