Gestern sang er mit den Brillant Corners harmonischen Indiepop. Das war in den Achtzigern. Doch Davey Woodward, Freund insulanisch schöner Melodien und beißender Zyniker in Personalunion, hat seinen damals eingeschlagenen Weg bis heute beibehalten. Dazwischen lag eine Zeit, in der er dem enervierenden Zirkus gepflegt den Rücken zuwendete und Platten auflegte, statt sie zu besingen. Bristol, das Plattenlegerparadies war „the place to be“. Zwischen Sixties-Garage, R&B, Soul, 70er Funk&Rock, Iggy und Velvet Underground luden sich die Akkus des Menschen wieder auf, der die Kompliziertheiten des Lebens so einfach in Texte verpacken kann. Diese Arbeit habe ihn im Laufe der Jahre dazu inspiriert, selber wieder Hand anzulegen und zurück ins Studio zu gehen. „Strum'n Bass vs Beats vs Indie shuffle European god knows what!“, schreit die britische Presse heraus. Eine kurzweilige Melange aus Gitarren, Samples, Northern Soul, Easy Listening und schleppenden Beats hört der gemeine Musikwissenschaftler heraus. „Tarmac&Flames“, Album Nummer Vier wurde sicher noch immer unter dem Eindruck des Todes von Bandmitglied Chris Galvin im Jahr 2001 eingespielt. Ein buntes Sammelsurium ist es. Voll mit Geschichten um Single-Treffs („Older Now“), schwedische Skodas („Gothenburg“) und russische Raumstaionen, die über den Köpfen ihre zirkulären Bahnen ziehen („Mir“). Das Album schlägt stilistische Haken wie zu Zeiten des Plattenlegertums, da trifft dann schon mal 80er Elektronika auf Gitarrenkrach auf Disco-Stamper auf Bossa und so weiter. Eine plakative, zwischen den Zeilen aber auch sentimental-nachdenkliche Reise. Vom 19.3.-16.4. bringen The Experimental Pop Band ihr buntes Wunderland in deutsche Konzertläden. Fast scheint es, als seien deren Namen wie „Tanzhalle“, „Atomic Cafe“, „Titty Twister“ oder „Magnet Club“ wie gemacht für das Tischfeuerwerk des Davey Woodward. Die „1000 Screaming Girls“ aus dem letzten Albumtrack werden es wohl nicht werden, aber das wäre auch gar nicht mehr der Rahmen, in welchem diese Band am besten gedeihen kann.