Nun steht es auch bei uns in den Läden, das zweite reguläre Studio-Album „onOffon“ von Mission Of Burma. Wer kennt sie schon, die Post-Punk-Legende aus Boston, die nur kurze Zeit (1979-1983) „On“ war, dabei nur ein Studio-Album („Vs.“) produzierte und sich dann 22 Jahre ins „Off“ begab? Umso verwunderlicher ist der ungeheure Einfluss, der dem Quartett auf die 80er-Post-Punk-Ära zugeschrieben wird. „We were playing as hard as we could“, sagen sie heute in Interviews – und genau das trifft den Nagel auf den Kopf: Mission Of Burma waren besessen. Besessen, aufgeregt, leidenschaftlich und strotzend vor Kreativität legten sie alle Kraft in ihre Instrumente – das Resultat war ein derber, ungeschliffener, nervöser und gleichzeitig vielschichtiger, hypnotisch emotionaler Sound, der selbstverständlich im Geiste des Punkrocks der Siebziger stand, aber ihm gleichzeitig seine Begrenztheit aufzeigte. Sie experimentierten mit über Tape-Loops eingespielten schrägen Samples, wurden zu Meistern der harmonischen Disharmonie und begeisterten nicht zuletzt durch ihre stürmische Live-Präsenz, sympathisch und frei von jedem Posertum. Bands, wie Hüsker Dü, Sonic Youth, Minutemen oder die Pixies machten dort weiter, wo Mission Of Burma aufhörten. Kurioserweise gibt es sogar M.O.B.-Coverversionen von R.E.M. und Moby, und selbst ein Graham Coxon von Blur outet sich als begnadeter Fan. Dagegen werden viele Punk-Hüpfer von heute gewiss verständnislos mit den Schultern zucken, wenn sie M.O.B. hören, und das relativ kleine Brimborium, das um dieses eine Revival (unter den vielen dieser Tage) gemacht wird, nicht verstehen. Für Bob Weston, den gemütlichen Bär am Bass von Shellac, sind sie dagegen einfach die „beste Band des letzten Milleniums“. Er lud sie deshalb im Jahre 2002 zum ATP-Festival ins englische Camber Sands, bei dem sie schlichtweg abräumten – was auf einem Festival, das für eine Masse an Highlights bekannt ist, gar nicht selbstverständlich ist. Matador Records schließlich zeigte sich zum Jahresanfang „totally psyched to announce the signing of Mission Of Burma“: Bob Weston ersetzte den Tape-Looping-Man von damals und veredelte das neue Album als Produzent. Mit „onOffon“ machen Mission Of Burma nun genau dort weiter, wo sie vor fast einem Vierteljahrhundert aufgehört hatten. Dass sie an ihren Instrumenten inzwischen besser geworden sind, geben sie lachend zu. Und trotzdem hat die Scheibe nichts vom rauen Charme früherer Tage verloren – darüber können auch eine ausgefeiltere Produktion und an einigen Stellen dezent eingesetzte Streicher nicht hinwegtäuschen. Für Juli sind einige Live-Termine in Europa angekündigt, bislang keine im deutschsprachigen Raum, aber vielleicht ändert sich das noch – und falls nicht, dann sind Mission Of Burma auf jeden Fall eine Reise nach Amsterdam, Paris, Utrecht oder London wert!