Was ist es bloß, das jedes neue Release des kleinen Mannes mit der großen Stimme (und davon gibt es in seiner mehr als 30-jährigen Sangeslaufbahn, u.a. als Frontman von Rainbow und Black Sabbath, bekanntlich ein besorgniserregend schwankendes Stapelchen) so klar von der teils abschreckenden Masse bombastheuchelnder Halbkönner abgrenzt? Wer Ronnie James Dio mal live erleben durfte, wie beispielsweise kürzlich auf dem Wacken Open Air, weiß in etwa, was gemeint ist – jede Menge Erfahrung, Abgeklärtheit, Glaubwürdigkeit, Ausdrucksstärke und ein sicheres Gespür für musikalische Stimmungen. Für das neue, selbstproduzierte Album hat er sich keinesfalls mit namenlosen Mitstreitern umgeben: Gitarrenmann Craig Goldy, der hier maßgeblich am Songwriting mitgewirkt hat, war schon bei den Alben „Dream Evil“ und „Magica“ dabei, Tieftöner Rudy Sarzo brummelte in der Vergangenheit bei Ozzy Osbourne, Whitesnake und Quiet Riot, Simon Wright drosch die Felle bei AC/DC und UFO und Scott Warren rollte Keyboardteppiche bei Keel auf die Bühne. Stilistisch ist „Master Of The Moon“ in der Nähe von „Magica“ angesiedelt. Es überwiegen Midtemponummern mit schweren, oftmals schleppenden Rhythmen und eindringlichem, über weite Strecken zweistimmigem Gesang mit wohldosiertem Vibrato. Die Instrumentalisten halten sich bei allem Können dezent zurück und geben Dio reichlich Raum, seine Gesangslinien zu entwickeln und die Texte wirken zu lassen, auf die er offenbar viel Wert legt. Nicht ohne Pathos, bombastisch bis ins Mark, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Melodie satt ohne Kitschfaktor. Nur beim Opener „One More For The Road“ fliegt eine Schüppe Kohlen mehr aufs Feuer. Und beim Intro von „The Man Who Would Be King“ lässt Dio in einer wunderschönen Melodie kurz eine fast gehauchte Märchenstimme anklingen, mit der er in ganz alten Zeiten aufhorchen ließ. Ansonsten dominiert bei dem verständlicherweise ganz auf den Gesang zugeschnittenen Songwriting wohldosierte Härte. Nichts wirklich Neues also vom alten Meistersänger, aber auch keine Spur von Amtsmüdigkeit. „Master Of The Moon“ ist sicher kein Jahrhundertalbum, aber eine rundum gelungene Hardrockscheibe, die mit jedem Durchlauf gewinnt. Besonders zart besaitete Gemüter würden sich vielleicht wünschen, Dio würde seine stellenweise anklingenden Zaubermelodien etwas breiter auswalzen, aber schließlich mag ja nicht jeder die Kuschelrockecke bedienen.