„We built this City on Rock'n'Roll!“, hallt es von ganz weit fern in den Ohren nach. Doch was, wenn Pathos, Glamour, Sex, Drogen und all die Mädchen zu Staub verkommen sind. Wer dreht darüber Filme, wer schreibt darüber Lieder? Wer will das sehen?
„Wir laufen durch die Straßen. Wir sehen unmöglich aus, tragen unser Innerstes nach außen und laufen rum wie ohne Haut.“ So beschreiben Kante die magere Situation des Beobachters einer Szenerie, die sich Stück für Stück dem aufmerksamen Hörer erschließt und am Ende ein kühl atmendes Bild der toten Stadt bietet. Dass „Zweilicht“ ein Meilenstein war und bis zum heutigen Tag seine Schatten wirft, ist unbestritten. Kante gelingt es allerdings scheinbar mühelos, den Faden aufzunehmen, in einem neuen Kontext zu verknüpfen und als Ergebnis langer Tüftelei erneut zu einem stimmigen Ganzen werden zu lassen. Soll heißen, wer schon mit dem Vorgänger lange Herbstabende verbrachte und sich unter dem Guss der lyrischen Sprache auf meist zeitlose Klangreisen begab, wird dies auch hier wieder erfahren können. Etwas greifbarer sind sie vielleicht geworden, konkreter und dennoch voller Interpretationslust, wenn man möchte. Eingestiegen mittels einer Art Vorspann und unterbrochen von ebenso geschickt eingerichteten instrumentalen Pausen steht der Betrachter noch eben auf einem verwitterten Kran, im nächsten Moment inmitten schleichender Schwäche. Auf dem dreckig asphaltiertem Weg begegnet er einer Brise Endzeit-Karneval, tanzenden Trauergemeinden, vielerlei Stille, kurzzeitig anhaltendem, düsterem Krach am Punkt ohne Rückkehr, aber gewinnt am Ende vielleicht doch noch einen Ausblick. Sei es dahingestellt, ob in die vergangene Welt oder auf das Entstehen aus Trümmern. Mit viel Liebe zum Detail und weitem Horizont instrumentiert wie produziert, haben Kante sich ausgerechnet mit „Zombi“ (man möge das Wortspiel verzeihen) unsterblich gemacht im poetischen Garten unserer Musiklandschaft, den sie schon lange gefunden hatten. Dass dieser Platz mitunter seine Nähe zu Blumfeld nicht verleugnen kann, wen wundert es, wen stört es? Dieser schleichende Tod in „New Babylon“ jedenfalls klingt gespenstisch gut! Die Klänge von Kante gibt es noch auf dem Lovefield-Festival in Scheeßel und dann auf ausgiebiger Herbst-Tour ab Oktober live zu erleben.