Alle zwei Jahre bringen Karate ein neues Album heraus. Das ist schon beinahe Gesetz, zumindest wenn man die vergangenen zehn Jahre zu Grunde legt. Und dabei ist der Entstehungsprozess ebenfalls immer der gleiche. Laut eigenen Angaben läuft das ungefähr so: Gitarrist und Sänger Geoff Farina schreibt vier Songs, die dann mit dem Rest der Band arrangiert werden. Anschließend geht man damit ca. drei Monate auf Tour, um die Stücke vor Publikum zu testen und ihnen den letzten Schliff zu geben. Wieder zu Hause, schließt sich der Kreis und Mr. Farina schreibt die nächsten vier Songs. Et voilà: zwei Jahre nach „Some Boots“ steht pünktlich zum Ende des Sommers „Pockets“ in den Läden. Und laut Dojokun*, aber auch nach Aussagen von Herrn Farina wird jetzt wieder ausgiebig getourt. Nachdem er uns solo bereits im Juni zusammen mit The American Analog Set beglückt hat, folgt die Karate-Tour erst im Mittelwesten, dann an der Westküste, und im nächsten Frühjahr wohl auch im Rest der Staaten, in Europa, wahrscheinlich auch in Japan. Am besten jetzt schon mal vormerken. „Pockets“ entstand im letzen Herbst zusammen mit Andy Hong, der vorher schon „Some Boots“ und „Unsolved“ produzierte. Doch diese Platte bricht mit den bekannt langen, jazzig-frickeligen Stücken wie man sie auf „Some Boots“ fast ausschließlich findet. Auf „Pockets“ hingegen ist das Tempo höher, die Stücke sind kürzer (im Durchschnitt nur 4,45 min) und präziser. Weniger Post, mehr Rock. So verwundert es auch nicht, wenn Farina sagt, dass er an Songs wie „Roots and Ruins“ von der „Unsolved“-Platte dachte, als er an „Pockets“ arbeitete. Ebenfalls neu ist die Verstärkung in Form einer zweiten Gitarre. Chris Brokaw, der schon bei Come oder Codeine in die Seiten griff, unterstützt bei „Cacophony“ und „Concrete“ mit seinem rhythmisch-sanften Gitarrenspiel. Daneben findet sich mit Jeff Goddard am Bass und Gavin McCarthy am Schlagzeug die seit 1997 bestehende Besetzung. Trotz dieser Veränderungen ist „Pockets“ unverkennbar ein Karate-Album, was sich nicht zuletzt an den gewohnt-nachdenklichen Momenten festmachen lässt. Besonders sei an dieser Stelle auf „Water“ verwiesen, den zweiten Song, aus dem sich auch der Albumtitel ableitet. Ein Muss für jeden Karate-Fan, besonders für jene die „Unsolved“ den Vorzug vor „Some Boots“ geben. Für alle anderen eine der besten Indie-/Post-/Rock- Platten, die dieser Herbst, äh Spätsommer, zu bieten hat. [* Dojokun nennt sich das Regelwerk im Karate]