The Carnation kommen aus Schweden, sie tragen Anzüge und das Herz am rechten Fleck. Nämlich da, wo der Punk seine unkonventionellen Pogo-Rhythmen vorgibt. Man kann The Carnation folgerichtig als Mods bezeichnen – Vertreter eines exklusiv-eleganten Erscheinungsbilds, verbunden mit der Optik zuwiderlaufenden Musikvorlieben. Modernistisch nannte man so etwas in den 60ern. Auch in den ausgehenden 70ern, als The Jam das Mod-Dasein erneut belebten, hatte diese Klassifizierung noch seine Daseinsberechtigung. Aber trifft sie, angekommen im Hier und Jetzt, auf The Carnation und deren im Frühjahr erschienenen Album „Gothenburg Rifle Association“ zu? Schwerlich. Die fünf adretten Mannen aus dem hohen Norden mögen sich rebellisch geben, glaubhaft verkaufen können sie diese Attitüde allerdings nicht – zumindest nicht auf Platte. So sehr die Speedschraube auch angezogen wird und so sehr man sich müht, aus minimalistischen Arrangements ein Maximum an Spaß zu filtern – es will nicht so recht funken. Immerhin: Wo authentisch vorgebrachte Aggressivität Mangelware ist, scheint im Gegenzug ein Hang zum Proletariertum durch die Songstrukturen. Auch ein Identitätsmerkmal der Mods. Und, ganz wichtig, ein nicht zu unterschätzender Faktor für funktionierende Livedarbietungen, lässt es sich dabei doch viel angenehmer trinken. Was sich in der heimischen Anlage eher steril ausmacht, dürfte in der direkten Konzertkonfrontation ganz andere Ausmaße annehmen. „It's over“ und „You are always there when you need me“, die ja durchaus schon in gepresster Form einen gewissen Bewegungsdrang auszulösen in der Lage sind, dürften in der Liveversion für eine kleine Erschütterung im Publikum sorgen. Im positiven Sinne natürlich!