Wer den Soundtrack zum Leben komponiert, muss weit ausholen, um den Bogen vom Anfang bis zum Ende zu spannen. Von Ende ist allerdings auf dem neuen Album „Origin (I)“ von The Soundtrack Of Our Lives noch lange nichts zu spüren. Im Gegenteil – die Schweden legen ein Tempo vor, als hätten sie ihre neue Scheibe in einem Jungbrunnen aufgenommen. Der Ursprung des musikalischen Lebens von Ebbot Lundberg & Co. liegt unverkennbar in den 60ern, das war schon immer so, auch bereits, als Ebbot und Gitarrist Ian Persson mit Union Carbide Productions Ende der 80er ihre erste Kultband in die Rock-Annalen schrieben. Damals wie heute ist es doch immer wieder erfrischend festzustellen, wie selbstbewusst und selbstverständlich insbesondere skandinavische Gitarrenbands mit den angelsächs- und angloamerikanischen Vorbildern umgehen. Einwände, wie „Klingt doch wie…“, „Das gab's doch schon mal…“ wurden im hohen Norden schon immer mit einem lässigen „Na und?!“ abgetan, mit ein paar Gläsern Schnaps begossen und in schwungvolle Gitarrenhooklines gepackt. „Retro?! Was ist das?! Ich mache das, was ich schon immer mache“, könnte Sänger Ebbot Lundberg völlig zurecht behaupten – und sieht dabei sogar aus wie immer. „Origin (I)“, das nunmehr vierte Album der seit 1995 bestehenden Soundtrack Of Our Lives, ist trotzdem ein weiterer Meilenstein auf dem langen Fluss des Lebens, der nächste Schritt, eine organische Weiterentwicklung, und zwar ganz einfach in Richtung Pop. Melodiöse Uptempo-Nummern fliegen lässig durch Soundlandschaften, durch die der psychedelische Urstrom ebenjener 60er fließt, umsäumt von den am Ufer im Laufe der Jahrzehnte errichteten Produktionstürmen moderner Studiotechnik. Was bei Union Carbide Productions noch lo-fi und ab und an mal dreckig war, ist nun fett produzierter, opulenter Pop-Rock im allerbesten Sinne, der sowohl im kleinen Club wie auch im Stadion funktioniert. „Welcome To The Future, get into the new speed“, singen sie und nehmen ihr Publikum mit auf eine reißende Achterbahnfahrt – mal in die größeren Hallen zur nächste Woche beginnenden „Rolling Stone Roadshow“ mit Keane und Razorlight, und mal in die kleinen Clubs. Denn am 20.10.2004 werden The Soundtrack Of Our Lives noch einen exklusiven Zusatz-Gig im schnuckeligen Mudd Club zu Berlin spielen. Stoff für die Fortsetzung des anthropologischen Opus gibt's genug: im Studio wurden mehr Tracks aufgenommen, als auf ein Album passen, so können wir uns nächstes Jahr auf Origin (II) freuen – und vielleicht singt der gute Ebbot auch wieder ein Duett mit Sixties-Ikone Jane Birkin…