Was ist passiert, dass ausgerechnet so einer wie Schmusebarde Chris Rea herangezogen wird, wo es um die Besprechung der neuen Tom-Waits-Scheibe „Real Gone“ geht? So geschehen in der Oktober-Ausgabe des VISIONS-Magazins. Waits jetzt radiokompatibel und aus dem plärrenden Frühstücksradio in der Reihenhausküche? Watte statt Whiskey, Abwasch statt (musikalischer) Anarchie? Ein klares Nein! Und doch hat der Kollege Uschmann in seiner Beschreibung die Rechte auf seiner Seite. Waits klingt sanfter, kommt uns aber noch lange nicht geschliffen daher. Das Piano hat Pause. Dafür finden funky Rhythmen statt, ist Afro und Latin gestattet, werden Turntables eingesetzt (wie schon auf „Mule Variations“) und die Stimme zum, nach eigenem Bekunden ungeloopten, prasselnden und ewig schamanigen Stilmittel. Es gibt also wieder vieles zu entdecken. Vielleicht ist es sogar einen Gedanken zu verschwenden wert, sich in der heimatlichen Badewanne den Klängen hinzugeben. Immerhin war eine solche der Ort, an den Waits sich, den Erzählungen nach, mit einem Rekorder zurückzog. Inspirationen kennen eben keine Grenzen. Und vielleicht hört der eine oder andere hinterher Chris Reas „The Road to Hell“ ja tatsächlich mal mit ganz anderen Ohren an. Dead and Lovely! Live sehen ihn die Glücklichen mit Tickets für die drei ausverkauften Shows in Berlin. Wir werden berichten!