Dass wir es mit einer christlichen Musikschule zu tun haben, daran lassen Allee der Kosmonauten gleich vom ersten Wort an gar keinen Zweifel. Bis dahin berechtigt und gut. Wer das Gesangsbuch aufschlägt oder hinhört wird schnell über Reizwörter wie „Schiff“, „Seele“, „Kreuze meine Wege“ stolpern. Doch gerade als wir geneigt sind, hinter der postmodern besungenen „S.M.S.“ so etwas wie „Sammelt meine Schäfchen“ zu vermuten, überkommen uns langsam erste Zweifel. Zunächst hob noch kein geringerer als Herbert Grönemeyer selbst den kreativen Doppelstern Mischa Martin (Gesang) und Jürgen Fürwitt (Schlagzeug) vor ein paar Jahren in den Himmel. Der Rückflug folgte bald. Auf Albumlänge wollte man den „intelligenten Romantik Rock“ im Hause „Grönland“ dann doch nicht strecken. Der fand schnell ein neues Zuhause bei J-Star Records, einem christlichen Plattendealer. Womit wir auch schon bei den eher unchristlichen Zügen dieses Albums angekommen wären. Nichts gegen erfolgreiche, radiotaugliche Ware, die niemandem wehtut. Nichts gegen pathetische Arrangements, mit denen man sich wohl vornehmlich an den musikalisch erwachenden Nachwuchs wenden will. Nur statt mit musikalischer Eigenständigkeit zu überzeugen, bedienen Allee der Kosmonauten sich schwerelos und schmerzbefreit bei Vorbildern wie Wolfsheim, Keimzeit oder auch den Sportfreunden Stiller. Klar, das hilft schneller in die Ohren und Seelen junger Hörer, denn das haben die ja alles irgendwo schon mal gehört. Doch solch dreister Klau wie bei Selig (!!!) im dilettantisch jammernden „Vorbei“ ist nicht feierlich. Da stimmt nicht einmal mehr die Botschaft, denn „Hätte, wäre, wenn und aber…“ haben bisher noch niemanden aus der Sinnkrise geholt. Raus aus der Schmollecke und vor den Spiegel gestellt! Dann der Ritt auf den Klischees des bösen Kommerzes: „Will ich leben wie ein Popstar? Mit Rhymes und Trax und Sex ab in die Charts… Will ich Frauen, Geld und Dope? Ich glaub' lieber nicht…“ Meine Herren! Bitte nur nicht flach- und festlegen und statt eines klaren „Nein!“ lieber doch die hintere Himmelspforte auflassen? Konsequent auch, im gleichen Moment als „Bono 'The Preacher' Vox“-Kopie im Booklet aufzutreten. Der Gipfel klarer Stellungnahmen gegen den Kommerz ist aber die dreiste Klingeltonwerbung im Booklet der aktuellen Single „Dein Lied“. Wir zitieren „Das schönste Lied, das es gibt… Wenn ich wüsste, wie es geht, ich würd’s dir so gern bringen!“ Ab schlappen 1,99 EUR wird auch das möglich gemacht. Geht doch! Am Ende bleibt tauglicher Stadionrock für den nächsten Kirchentag. Soweit ja so gut. Doch wenn sie am Ende leise vom tiefen Wasser singen, in dem man nicht mehr stehen, sondern „nur weiter schwimmen oder untergeh’n“ kann, zögert man einen Moment beim Werfen des Rettungsringes und hofft, sie finden schnellstens neue, eigene Ufer.