Das neue Album der (mittlerweile nach dem Ausstieg von Herrn Schramm als Duo) unter dem Namen Gaffa firmierenden Herren Berger und Schneider beginnt mit einem postrockigen Schlagzeuggefrickel, über dem eine flirrende Gitarre schwebt. „Hey, Don Caballero!“ schießt es einem durch den Kopf. Aber gut angetäuscht! Denn schon nach kurzer Zeit geht der Introducing-Song über in einen zweiten Teil, der in den Gesamtcharakter des Albums einführt. „Hundred Reasons To Kiss The Ground“ ist ein sehr emotionales Indierock-Werk, das mal langsam, mal etwas schneller als langsam Melancholie in verschiedenen Facetten vorträgt. Die Mittel sind reduziert auf Schlagzeug, Gitarre, traurigen Gesang und wenige, aber gekonnt eingesetzte Samples. Das lässt keineswegs Fülle vermissen, vielmehr wissen Gaffa, Spannungsbögen aufzubauen, indem sie immer ein paar Momente länger als erwartet zurückhaltend, ruhig und pointiert vor sich hin treiben. Durchsetzt wird das von intensiven Gitarrenausbrüchen, die sich gegen die eigene Depressivität aufzubäumen scheinen. Großmeister in diesem Metier waren die nie so richtig oben auf der Emo-Welle mitgeschwommenen Chokebore. Ja, Gaffa mit Chokebore zu vergleichen liegt durchaus nahe, spätestens beim letzten Song, wenn ein eingespieltes Sample dafür sorgt, dass man sich am Strand von Hawaii mit „anything near water“ wähnt. Ein Tag am Meer mit Gaffa hat natürlich weniger mit heiteren Badeausflügen und Beachvolleyball-Einlagen zu tun, sondern könnte vielmehr die Begleitmusik zum Strandgang des Monsieur Meursault sein, wie er einst Herrn Camus aus der Feder floss. Schlicht, glasklar, unausweichlich, so bringen auch Gaffa ihr Werk zu Gehör. Am Ende war die Sonne schuld. Ziehen wir es also vor, das Duo auf ihrer Tour im April in dunklen Clubs zu besuchen.