Hannover? Ich buchstabiere H A N N O V E R! Bossanova? Ich buchstabiere B O S S A N O V A! Wie kann diese Verbindung zusammengehen? Wer hat sich denn da jetzt im Breitengrad vertan? „Hannover ist wirklich nicht so viel anders als andere Städte in vergleichbarer Größe“, erwidern Mo' Horizons im Interview und verweisen keck auf das Potenzial einer Stadt, welches eben irgendwo auf halber Strecke zwischen London, Hamburg und Paderborn liegt. Da gibt es nun einmal nicht viel aber andererseits auch das gewisse Etwas. Letzteres ist den meisten bekannt durch ihren veritablen Club Hit „Pe Na Estrada“, was wahrscheinlich so viel bedeutet wie „Hit the Road Jack“ und als geschmeidige Coverversion des Ray Charles schon lange in die Geschichte der Brazilectro- und Mojo-Nächte eingegangen ist. Und wo wir schon bei Koordinaten sind, dann bitte gleich Soul, Funk, Jazz, Mambo, Salsa, Downbeat und eine kleine Ecke Drum'n'Bass in den Electric Boogaloo gemixt, gerührt, geschüttelt und mit dem Groove der großen weiten Welt versehen. Jener erstreckt sich gleich über eine Bandbreite, die ehrfürchtig an die Zeit des guten alten Radios erinnert. Als bewege man sich von links nach rechts ganz langsam auf der Skala voran durch Zeit und Sender. Da geht es von Gilberto Gil (1972) über die den karibisch-ungarischen (!) „Mariguana Cha Cha“ mitten hinein in das Verve Archiv der Sechziger (Howard Tate). Man besucht die beinahe unvermeidliche Miriam Makeba, wendet sich einer frühen Catarina Valente („Die Sprache des Regens“) in höchster Reinkultur zu und überbrückt zwischen all dem immer wieder mit gelungenen hauseigenen Remixen. Auf zu finnischen Ufern (Pekka Streng) oder der groovigen Donald Byrd'schen „Boom Boom“ Version. „Pe Na Estrada“ in der Version einer portugiesischen dritten Schulklasse macht fast einen klasse Abschluss. Wäre da, ja wäre da nicht dieses kleine, rührende, versteckte Highlight ganz am Ende. Ein kleinstädtischer Einzelhändler aus sehr vergangenen Zeiten wirbt mit seelenvoller Nonchalance, dass man das Cellophan der Werbesingle fast auf der Haut spürt. Wir erinnern uns an solcher Beilagen sogar in mancher Zeitschrift derer Tage, die als Werbegimmicks noch beinahe liebevoll erdacht wurden. Ab in die nächste Lounge damit. Do the Tschaka!