Es ist schon ein Kreuz mit der Vergangenheit. Gibt jemand den guten Namen des Künstlers bei einem großen Internet-Kaufhaus ein, landet er unversehens zunächst mitten in Hammonds Backkatalog. Natürlich scheint es noch immer nicht im Süden Kaliforniens zu regnen. Erst an zweiter Stelle wird uns das neue Album „Revolution of the Heart“ angeboten. Der Mann, der uns mit „Down by the River“ nahm und „The Air that I Breathe“ schmachtete, ist heute stolzer Vater eines Juniors, welcher mit den Strokes bekanntermaßen für einige Furore sorgt. „Der Junge spielt einfach besser Gitarre“, schmeichelt Vater Albert kürzlich im Spiegel-Interview, und selbstredend will es die Legende, dass Sohnemann erst gar nicht recht von der Leidenschaft Musik Kenntnis nehmen wollte. Ein Buddy-Holly-Musical sei der musikalische Wendepunkt gewesen, spinnt sich die Anekdote weiter. Schade, dass „Father and Son“ aus den Federn eines anderen stammt. Langeweile trieb nun Vater Hammond an. Mit 60 Jahren jeden Tag am Strand liegen, die Haut faulen lassen und sich dem zähen Leben ergeben, während Junior…? Nein! Blut geleckt zu haben, würde er wohl niemals zugeben. Einer Welt jedoch, die höchstens mal „durch Julio Iglesias oder Tina Turner in ihrer Idylle gestört wurde“, kann eine frischzellige Reflektion doch nur gut tun. Die geht gleich im ersten Song in die Vollen. Am Boden gewesen, von der Plattenfirma geschasst und wiederauferstanden durch die Kraft der Liebe. Andere Lieder erzählen vom Durchschnittsmusikermenschen Hammond, vom Lauf der Dinge unserer Welt („The Center of the Universe“) oder vom „Rock'n'Roll Hero“. In „Restless Years“ ist er dem besinnlich wehmütigen Willie Nelson für Momente ganz nah auf den Fersen. An den Krieg gibt es eine halbherzige Absage („Not in my Name“). Aber bitte, wenn sie denn in den Irak und anderswo hingehen wollten, er hielte sie nicht auf. So viele verschiedene Gesichter Hammond im Booklet zeigen darf, er ist und bleibt doch Bewohner wie Betrachter einer kleinen heilen Welt. Eingeholt lediglich von der Gewissheit, dass doch nicht immer die Sonne scheint. „Seems, it never rains in…“ Auch daran hat die Plattenfirma gedacht und zeigt uns das Portrait eines zurückblickenden Mannes hinter verregnetem Glas. Beim Showcase in Hamburg vor ein paar Tagen gehörte Dieter Thomas Heck zu den zufriedenen Besuchern. Dinos unter sich? Man wird dieses Album zur Kenntnis nehmen, Hammond vor die Mikrofone bitten und ihn ausfragen nach der Vergangenheit, Julio Iglesias, Strandleben und nicht zuletzt dem Junior. Hammond wird uns dann im ZDF-Fernsehgarten den stolzen Musiker, Freund, Vater und Ehemann geben. Das passt schon. Nur wir können wieder einmal nicht aus unserer Haut und wünschen uns etwas weniger formatradiotaugliches Material. In einer Welt, die selbst vor Duetten zwischen William Shatner und Henry Rollins nicht halt macht, könnten doch auch Vater und Sohn Hammond einfach mal die Köpfe zusammenstecken. Lieder haben die doch genug. Arbeitstitel? „The Free Electric Band“!