Dass Maximo Park und/oder Bloc Party das nächste große Ding sind, wissen mittlerweile Großmütter. Zeit also, sich eine Durchbruch-Band aus dem Vereinigten Königreich zu suchen, die noch nicht in Sonntagszeitungen und auf Spiegel Online verfrühstückt wurde. Biffy Clyro sind eine Möglichkeit. Die kommen aus Schottland, spielen zum Teil seit Mitte der Neunziger zusammen, damals noch zwischen Torf und Stein, jetzt in Glasgow. Ihr drittes Album, „Infinity Land“, ist im Januar erschienen, und bis zum 18. Mai spielen sie ein paar aufregende Gigs in Deutschland. Die einzige Schwäche des Albums ist sein übles Artwork, ein an Spiegelman erinnerndes Gasmasken-Heiligen-Mäuseohrenbildchen inklusive Armbinde rechts. Der Rest ist Können und Mut und Kreativität. Der Knaben Wunderhorn läuft über von Melodien, Überraschungen und Ideen, die für dreimal mehr Songs gereicht hätten. Da wird gekrischen und gefleht und gebrettert und getrommelt. Alle werden hier fündig: Der DJ, der den Moshpit am Leben halten will, der Tapemixer mit dem Auftrag, die Kassette für die Autofahrt zum Festival zu gestalten, der DJ, der die nicht so arg abgehangene Ballade sucht, das Mädchen, dessen Bus in die Alternativedisco in fünf Minuten fährt, und der DJ, der den Floor leeren will, auch. Emo-Chöre in reinster US-Tradition, Stonerrock, Oktaven- und Tempowechsel, A-Capella-Pause, Strandnächte-Reggae. Nie wird es aber beliebig, und keinen dieser Sätze sprechen Biffy Clyro zu Ende, sondern biegen ab, sobald man einen Schubladengriff zu fassen glaubt. Ähnlich dürfte es Konzertbesuchern gehen, wenn der vermeintliche Sänger den Mund geschlossen hält und der Drummer seinen Part übernimmt: Bei Biffy Clyro gibt es drei Leadvocals. Das ist nicht nur pragmatisch, sondern bringt vor allem noch mehr Spannung. „Infinity Land“ platzt davon aus allen Nähten.