Serge Gainsbourg und Jane Birkin sind mit sehr viel Liebe und Geduld wohl die einzigen beiden Antworten auf die Frage nach Nennenswertem in der jüngeren französischen Musikgeschichte. Nein, eine Art „Französische Schule“ hat es nie wirklich gegeben, und wir haben auch gar nicht so richtig darauf gehofft. Staubiger Muff deutscher Schlafzimmer liegt zudem über dem Klischee, der Franzose an sich könne ja sowieso nur einen Hauch von Gesang auf Silber oder Vinyl pressen. Auch Coralie Clément machte da zunächst keine wirkliche Ausnahme. Atmete die Dame 2001 auf „Salle Des Pas Perdus“ noch mit jeder Menge Gefühl ein Album aus, dass einem manchmal die Daunenfedern etwas unangenehm in der Nase kitzelten, kommt sie jetzt auf dem Nachfolger „Bye Bye Beauté“ erfreulich viele Schritte aus dem anzüglichen Schneckenhaus hervorgetreten. Tempoarmer Rockminimalismus statt konzeptionellem Bossanova-Jazz in gedeckt gehaltenen Farben hat dann am Ende mit Album Nummer Eins nicht mehr als die Interpretin gemeinsam. Was auch immer daran schuld sein mag. Vielleicht die enge Verbundenheit zu Nada Surf-Mann Daniel Lorca, der übrigens auf „Mais Pourtant“ zu hören ist? Der Einfluss von Liedermacherbruder und Produzent Benjamin Biolay? Wir wissen es nicht. Emanzipiert oder schlicht eigenständig? Alleine mit Rücksicht auf die Hörgewohnheiten ihrer Landsleute ist „Bye Bye Beauté“ sicher nicht entstanden. Frau Clément schaut über die Grenzen. Voreingenommen von unserer musikalisch weltoffeneren Sozialisation befinden wir, dass sie gut daran tut. Live in diesen Tagen auf den Bühnen d'Allemagne.