Neues von der bayrisch-preußischen Indietronic-Verflechtung des noch jungen Jahrtausends: Generell treffen Veröffentlichungen aus dem Hause MorrMusic in Liebhaberkreisen ja stets auf offene Ohren bzw. Herzen. Wenn es dann wie im vorliegenden Fall eine Weilheimer Band ist, die da einen Koffer voller Electronic- und Popperlen den langen Weg nach Berlin getragen und in eine Doppel-CD bzw. -LP hat fließen lassen, reicht das eigentlich schon aus, um exzessive Vorfreude, feuchte Hände und finale Begeisterungsstürme zu entfachen. So auch hier, denn nur knapp ein Jahr nach „Faking The Books“, dem bislang erfolgreichsten Album von Lali Puna, steht nun mit „I thought I was over that“ eine weitere Platte der Band um Valerie Trebeljahr und Markus Acher in den Regalen. Das mit „Rare, Remixed and B-Sides“ unterbetitelte Album macht seinem Namen alle Ehre. Bis auf zwei Ausnahmen („The Failure of the Leading Sign Industry“ & „Past Machine“) finden sich hier keine neuen Stücke, sondern ein Überblick über alles, was seit Bandbeginn abseits der drei Studioalben aufgenommen bzw. für oder von Lali Puna geremixed wurde. Von der Frühphase einmal abgesehen (die wunderbar holprige Version der 98er Reihenhaus-7inch von „Rapariga da Banheira“ hätte dem Album wunderbar gestanden) gibt „I thought I was over that“ den Blick frei auf die individuellsten Momente Lali Punas, auf innere und äußere Inspirationen, auf Geschichte und Geschichten, auf Eindruckvolles und Einzigartiges. Die Liste der beteiligten Musiker ist dabei so beachtlich wie genre- und grenzüberschreitend. Eher geläufige Kollaborationen wie die mit Tim Simenon (Bomb the Base) treffen hier auf Raritäten wie den „nin-com-pop rmx“ der „Two Lone Swordsmen“, für die Lali Puna wiederum einen ihrer leider eher seltenen Remixe angefertigt haben („It's not the worst I've looked“). Von funktionierenden transatlantischen Beziehungen zeugen Anticons Alias, dessen „Alianation rmx“ schon die Micronomic EP zierte, sowie Experimental-Hiphopper Boom Bip. Sein Remix von „Micronomic“ stellt das wohl eingängigste Stück dieser Compilation dar, die schließlich von einer Handvoll bisher unveröffentlichter Remixe von „To Rococo Rot“, „Sixtoo“ (Ninja Tune) und „Dntel“ abgerundet wird. Abschließend bleibt eigentlich nur zu bemängeln, das Lali Puna vorerst nicht live bei uns zu sehen sein werden. Tröstung ließe sich währenddessen bei 13 & God finden, einem der unzähligen Acher-Projekte. Das tourt noch bis Ende Juli durch Europa und dabei auch durch unser Land, während Lali Puna derweil nur ihre spanischen Fans live beglücken.