Brücken zu schlagen zwischen zwei festen Ufern sollte normalerweise keine zu große Hürde sein. Das andere Ufer indes erst einmal zu erkennen, ist die möglicherweise schwierigere Aufgabe. Kommen zu den kulturellen auch noch zeitliche Ebenen, die sich in Generationen unterscheiden, macht das die Konstruktion nicht eben einfacher. Es bedarf eines gewieften Architekten, der im besten Fall einem dritten Kreis entstammt. Na, bitte! Fassen wir die Vorgeschichte zu „Keepintime“ also kurz mal zusammen. Der irische Einwanderer, Fotograf und Filmemacher Brian Cross aka B+ entdeckt in den beginnenden Neunzigern den Hip Hop. Später wird er diese Liebe in einem Buch zu erklären versuchen und erweist sich für keinen geringeren als den kongenialen Modernisten DJ Shadow als visueller Partner. Der Bau hat begonnen. Doch das reicht Cross nicht. Er sucht die Wurzeln, den ursprünglichen Beat. So findet er sie nach kurzer Suche. Roy Porter, Earl Palmer, Paul Humphrey und James Gadson trommelten lange Jahre in den Kreisen Parker, Brown, Coltrane, Gaye, Zappa, Sinatra oder auch Beck. Während die Idee noch wächst, stirbt Porter, doch das Projekt wird weiter verfolgt. Ein DJ Team (The Beat Junkies) gesellt sich hinzu. Die Brückenpfeiler stehen. Daraus spinnt sich eine faszinierende tiefschwarze Melange aus Drums und Vinyl zu dicken Seilen. „Keepintime“ wird geboren, und die Kamera von Cross ist von Beginn an dabei. Der auf dem Entstehungsprozess basierende Streifen zieht über die Kurzfilmfestivals der Welt. Shadow selbst nutzt Material für seine eigene, sehr visuell gestaltete „Private Press“-Tour. Doch Cross hat noch nicht genug. Er holt alle zu einer großen Live-Show in Los Angeles zusammen. Humphrey und Gadson stehen dort auf der Bühne, u.a. mit Madlib und NuMark (Jurassic 5) und kreieren ein furioses Finale. Finale? Die Tracks werden ihnen von den besten Produzenten dieses Planeten aus den Händen gerissen. Das Werk wird weitergeführt. „Keepintime“ vs. King Britt vs. Cut Chemist vs. J-Rocc vs. O.H.N.O. „This project is about Love“ werden sie am Ende sagen und somit der Brücke aus Rhythmen und Beat einen Namen geben. Eindrucksvoll nachzuhören auf CD, die ohne das Konzert auf DVD nur einen Teil der Faszination tragen würde. Als Zugabe gibt es den Original-Kurzfilm, das DJ Shadow Video „Midnight in a perfect World“, Remixes, Trailer, Kommentare und jede Menge Diskographien. Eine Zusammenstellung, die das Prädikat „Meisterwerk“ mehr als verdient hat.