Was auf den ersten Eindruck so verdächtig britisch klingt, entlarvt sich als waschechter Texas-Indierock mit feiner Popnuance. Das Trio aus Austin hat bereits eine klassische Majorreinfall-Karriere hinter sich und ließ sich – glücklicherweise – keinesfalls unterkriegen, sondern hat die Zeit genutzt, um beharrlich weiter an einem Sound zu basteln, der dezent von David Bowie über die Beatles bis zu Jonathan Richman einen bodenständigen Gitarrenpop anklingen lässt. Der erinnert eben inklusive sprachlichem Akzent an die Insel und nicht an transatlantische Gitarrencores. Nach ihrem Debüt 1996 auf Matador, damals noch deutlich punk-beeinflusster, erschien das Majorangebot verlockend, doch konnte der dort (wahrscheinlich verkaufszahlenbedingte) gestellte Anspruch nicht erfüllt werden. Was folgte, waren musikalische Weiterentwicklungen, Veröffentlichungen auf Merge und 12XU und unter anderem das hervorragende Album „Kill The Moonlight“ im Jahre 2002. Dass die Band auf ihrem Weg zurück „to the beginning“, also zu ihrem ersten Albumvertragslabel, Schritt für Schritt den Punk über Bord geworfen und gleichzeitig ihr Poprepertoire beständig ausgebaut hat, mag so manchen alten Fan enttäuschen. Der objektivere Hörer entdeckt dafür 60er-beeinflusste Gitarrenhooks, Pianoeinsätze und Ohrwurmrefrains mit nach wie vor Ecken und Kanten, die dafür sorgen, dass einem das Album auch nach mehrmaligem Hören nicht überdrüssig wird. Ganz im Gegenteil, „Gimme Fiction“ gehört sogar zu der Sorte Tonträger, die erst mit zunehmendem Hörgenuss ihre ganze Wirkung entfalten. Bei der Vielfalt an Indieklängen, welche wahrlich das Prädikat „Mitwippmusik“ verdient haben, darf man getrost an alte Helden und Originale erinnert werden, denn der Band um Brett Daniels ist eines sicher: eine zeitlose Authentizität, die Kopien oder Imitate gar nicht nötig hat. Nachdem Spoon zuletzt als Vorprogramm von Interpol zwar in großen Hallen spielten, aber in Vorfreude auf den Hauptact von vielen überhört wurden, gebührt ihnen völlig zu Recht nun die ganze Bühne. Wenn auch bedauerlicherweise bei erwähntem letztem Auftritt hierzulande die ruhigeren, melancholischeren Passagen zugunsten der beatorientierten 60s-beeinflussten Takte weichen mussten, kann bei und mit Spoon unter Garantie ein fulminant gediegenes Popspektakel erwartet werden. Und wer weiß, was sich die Herren für diese Runde an Überraschungen ausgedacht haben.