Wir sitzen im Auto und hören „Melodien für Millionen“. Tapete Records mit der neuen Label-Compilation. Als wäre es das einfachste Mixtape der Welt. Ganz schön fluffig beginnt Thimo Sander sich „Im Kreis“ zu drehen. Als „unrockbar“ bezeichnet mein gar nicht mal so unkluger Mitmensch und Fahrer die angebliche neue deutsche Weinerlichkeit. Betreten dreinschauend der Veränderung abschwören. „Bands wie diese Art Brut neulich rammen dir den Stock in den…“, fährt er fort, und ich unterbreche unwirsch. Meine Hand bewegt sich im selben Moment zum Regler der Lautstärke. Im Wagen neben uns flucht jemand über den Lauf der Dinge. Erdmöbel folgen leise dem „Au Pair Girl“ auf dem Zebrastreifen. Er murmelt dazu etwas von der Trompete und Sven Regener. Ich dagegen schmecke spätsommerlichen Salat im Balsamico-Gewand. So geht es weiter. Kilometer für Kilometer. Mir droht das Ende des Tagtraums, sobald diese CD ihren Schlussakkord findet. Würde ihr ein Sticker anhaften, er trüge die Worte „Astrein“ und „Durchhörbar“. Warum hat er kein Sofa in seinem Wagen eingebaut? Er telefoniert. Frisch verliebt. Sagen beide. Sie verabreden sich. Eigentlich ein guter Augenblick, mit der Fingerspitze unauffällig „Repeat All“ zu bestimmen. Missouri, Hidalgo, Anajo. Rotwein mit Niels Frevert statt roter Ampel hinter der Ausfahrt. Darlo erleiden den Verkehrsfunk-Schock. Mäandern und Schweben gehört nun mal nicht auf die Straße. Fahrer S. beginnt am Telefon über mein fortgeschrittenes Alter zu lästern. Sie erwidert irgendwas mit „Da hört man solche…?“ Er möge sich um das heile Ankommen kümmern. Die „Melodien für Millionen“ singen leise von der Fortbewegung. Als ich kurz vor zu Hause aussteige, fällt ein Wort, das irgendwie verdächtig nach „Stillstand“ klingt. Die werden doch nicht? Könnte ihm gleich eine SMS hinterher schicken. „Wolke – Auf der Strecke“ stünde darin. Ob mein subtiler, schöngeistiger Humor gegen seine dreckige Arithmetik anstinken kann? Türen klappen. Bang Bang Rock'n'Roll.