Spott sind Superpunk gewöhnt: Ihr Labelchef Carol von Rautenkranz (L'Age d'Or) erinnert sich an ihr erstes Konzert als „eines der schlechtesten, das ich je gesehen habe“. Stefan Raab assoziiert bei der Musik „eine völlig zerkratzte Ray-Charles-Platte“, und Bernd Begemann denkt belustigt-blasiert an die Zeit zurück, in der er das erste Superpunk-Album für zwei Mark mit einer C-90-Kassette aufnahm. Weitere schonungslose Enthüllungen über die Hamburger Band, die wie keine andere fröhlich klingenden 60s-Soul mit schwermütigen schlauen Texten paart, zeigt der Superpunk-Film „Ich mag den Mann nicht, der ich bin“ – Höhepunkt ihrer neuen DVD/Live-CD. Regisseur Christian Theede ist eine wunderbare Mischung aus Dokumentation und Road-Movie gelungen: Die Diskussionen der „Drückerkolonne für Töne“ (Superpunk über Superpunk) erreichen teils Loriotsche Höhen, etwa wenn Bassist Tim Jürgens und Sänger Carsten Friedrichs über triste Tage und Fußballergebnisse des HSV – ja, HSV, nicht St. Pauli – aus den 20er Jahren fachsimpeln. Die Live-CD schließlich bietet alles, was man von Superpunk kennen muss – von den unmissverständlichen Underdog-Songs à la „Neue Zähne für meinen Bruder und mich“ und „Man kann einen ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen“ bis zu subtileren Stücken wie „Allein in eisigen Tiefen“. Dazu gibt's Live-Mitschnitte von Konzert-Triumphen und -blamagen, fünf Musik-Videos, in denen die Band u.a. Luis de Funes ehrt, plus richtig schön blödes Bonusmaterial, das wirkt, als habe es ein bekiffter Suppenkasper zusammengestellt. 206 Minuten nicht nur ein bisschen, sondern sackweise Seele und Selbstironie – spottet da noch jemand?