Große Torte (noch zum 35. Geburtstag) statt vieler Worte: Yes live! In einer der liebevollsten, nachgerade bibliophilen Ausstattung, die unsereiner neben vielleicht „The Box“ von Van der Graaf Generator bislang bei Box-Compilationen überhaupt je vor die Flinte bekommen hat, erschien in diesen Tagen das Triple-Live-Album „The Word Is Live“ von Yes. Das wortspielt im Titel mit einer zentralen Yes-Komposition („Time And A Word“) und will vom Konzept her in Konkurrenz zu der klassischen Live-Konserve „Yessongs“ treten. Warum aber sollten auch, was Live-Mitschnitte angeht, meist ohnehin gut versorgte Yes-Fans sich diesen Dreidecker zumindest einmal anschauen, besser anlesen und anhören?
1. Wegen der schlüssigen inhaltlichen Auswahl des Materials, das chronologisch geordnet die Jahre 1970 – 1988 umspannt und nachzeichnet. 2. wegen der 54-seitigen Pracht von einem „Booklet“ („Book“ trifft es eher), das durch Roger Dean-Designs, gute Live-Fotografie, vor allem aber durch einfühlsame Texte besticht, die immer das Erleben von Yes-Konzerten in den Vordergrund stellen. Autoren/Beiträger sind beispielsweise Greg Lake von EL&P, Geddy Lee von Rush, aber auch weniger nahe liegende Kommentatoren wie John Frusciante von den Peppers. Wer also nicht gerade Chris Welchs monumentale Yes-Monographie „Close To The Edge“ im Schrank stehen und verinnerlicht hat, erfährt hier garantiert noch jede Menge Neues und Wissenswertes über „seine“ Band. 3. ist das hier aufgebotene Material mit Ausnahme kleinerer Überschneidungen mit „Yes – The Millenniium Collection“ bzw. ähnlicher BBC-Ausschlachtungen unveröffentlicht – knapp 230 Minuten Yes live exklusiv! Und 4. ist ein so ungemein schön gemachtes Teil im Format eines Gesangbuches ein nun mal hervorragend geeignetes Geschenk zum Festderfeste…
Also nur allbejahendes Licht und gar kein Schatten? Nein, mit einem Manko müssen Interessenten bei dieser Compilation zwangsläufig leben: Viele der Aufnahmen stammen aus den Privatarchiven von Steve Howe. Was wohl die Hauptursache dafür ist, dass mit Ausnahme der letzten vier Stücke auf Disc 3 mit Trevor Rabin ('88er Aufnahmen) hier nur Ausprägungen der extrem wandlungsvollen Yes-Line-Ups vertreten sind, bei denen Howe an der Gitarre figurierte. Überdies förderte die verständliche Hatz nach Exklusiv-Material auch manches zutage, was mehr unter unfreiwillig komisch oder Kuriosa abzubuchen ist: Beispielsweise „We Can Fly From Here“ (New York 1980; mit Trevor Horn und Geoff Downes) klingt nicht nach der Band, die „Perpetual Change“ hervorbrachte, sondern so, als habe man den Rezensenten unter der Dusche aufgezeichnet.