Kein Auf-der-Stelle-2-Minuten-Pnkrck, wie man vermuten könnte. Im Gegenteil. Kaum ist der Tagesschau-Gong verklungen, erweist sich Das Bierbeben als perfide geplantes hypnotisches Nachrichtenwerk und verpasst der Welt erst einmal eine formidable narkotische Paralyse („Im Kreis“). Hier werden jedenfalls keine wasserfallartigen Erschütterungen freigesetzt. Subtil sickern elektronische Rinnsale zu Gesang und Gitarren. Wieder hat Thies Mynther (Stella, Superpunk, Phantom/Ghost) Töne gemacht. Mit Jan Müller ein Fünftel Tocotronic im Epizentrum der Worte und den Damen Drosten plus Wilton die nötige Contenance an Bord. Mal klingt das, als würde man der 2raumwohnung auf schmerzhafte, aber läuternde Art und Weise die bunten Tapeten von der Wand reißen („Bis die Liebe nicht mehr weh tut“). Im Ein-Satz-Sieg und Titeltrack experimentiert es sich dagegen auf einer stoisch wandernden Velvet Underground-Passage. Die Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio-Adaption „Kein schöner Land“ (ja, das traurig schöne Lied aus dem Volksmusik-Fernsehen) wird zugunsten eines düster-unschuldigen Kanons aus dem untergehenden Sonnenlicht tief in den Keller aller Sammlungen deutscher Volkslieder verfrachtet. Fein ausgependelt haben die das. Zwischen minimalistischer Funkyness („Des Nachts“), Anspruch und latent eigenbrötlerischer Attitüde, die sich zum Glück nie selbst zu ernst nimmt. Ein „Bierbeben“ mitten hinein in den „Ekel“ über die „kulturelle Realität der heutigen BRD“. Subtil, von innen heraus, spöttelnd, bisweilen aggressiv. Wütend und schön! Live für einige Dates passenderweise kurz nach dem 1. Mai.