Kurz vor Ende des (Doppel-)Albums sinkt ihr Schiff („Wieder am Riff“). und natürlich ist „alles im Lot auf dem schwankenden Boot“! „Wir harren aus im Irrenhaus!“ begleitet von martialischem Gitarrenlärm und kreischendem Dudelsack. Man kann sich betulich zurück lehnen und vorstellen, wie es in Deutschlands Kellergewölben auf der Tanzfläche kracht. Natürlich baden Tanzwut auch dieses Mal wieder in jedem sich (an)bietenden Klischee. Natürlich rudern weiter aber auch nur die Herren Rammstein in der konzertanten Realität wirklich über den Köpfen ihrer ergebenen Fans. Logisch scheut der „Schattenreiter“ die Sonne wie der Teufel das Weihwasser. Dennoch hätte der Düster-Breitwand-Mix aus „heißblütig“ loderndem Rock'n'Roll („Im tiefen Gras“), eiskalten Moritaten, einer Prise Punk und viel, viel Trash gut eine Hälfte weniger gebraucht. Streckenweise galoppiert der dunkle Postillion auf langer Strecke gesehen doch etwas uninspiriert und kurzatmig verirrt in die mystischen Niederungen. Dabei geht's ja zu Beginn gleich ordentlich zur Sache, wenn sie in „Der Arzt“ das Skalpell so mutig rotieren lassen, dass das Auge nicht mehr mitkommen möchte. In „Immer noch wach“ helfen Schandmaul und vereinen sich die Kräfte zu einem „Noch lange nicht genug“- Oeuvre, dass die Seele dudelt. Eine klassische Bach-Replik im Mozart-Jahr („Toccata“) leitet dann aber die Periode nachlassender Fesselung ein. Die (per CD-Kauf überwindbare) gut gesicherte Special Area auf der Webseite und das 14-Minütige Video „Tanzwut in Moskau“ erfreuen Die-Hard-Fans. Live in den Kampf im Mai!