Für Fans des Clickhouse-Genres ist Erik Möller aka Unai aus Uppsala keine unbekannte Größe, sondern ein hoffungsvoller Protagonist auf der nordeuropäischen Elektrotüftler-Landkarte. Bereits seine digital verschraubten Sound-Arrangements auf dem 2001er Nusond-Release Rebel Swing ließen nicht nur eingeschworene Minimal-House-Enthusiasten aufhorchen. Die unüberhörbar funkgesättigte Attitüde des ansonsten vielleicht einen Tick zu kopflastigen Albums legte nahe, dass sich hier jemand dancefloor-orientiert zu profilieren wissen würde, in einem vor allem durch Labels wie Mille Plateaux geprägten Soundmilieu einer diskursdurchtränkten Elektro-Avantgarde. Tanz den Dekonstruktivismus, in etwa so muss sich Möller das damals gedacht haben. In der Zwischenzeit hat er noch mindestens einen Schritt weitergedacht, und weil das so gut passt, entspinnt er sein neuestes Gedankenexperiment nun auf den wieder auferstandenen Force Tracks. Dort hatte man mit der ebenso wegweisend wie thesenhaft kompilierten Digital-Disco-Serie genau jene klickende Disco-Bresche geschlagen, in der sich Erik Möllers aktuelles Werk nun überzeugend behauptet. A Love Moderne steigt nach einem kurzen digital verrauschten Gesangs-Intro mit einer gut gestimmten, immer wieder durch Clicks&Cuts durchbrochenen Disco-Spur ein. Über den ersten beiden Tracks schwebt noch ein Hauch von eleganter Melancholie, die sich jedoch bereits zum dritten Stück und ersten Höhepunkt des Albums hin auflöst: „I Like Your Style“ ist Sex für die Ohren, ein meterbreiter Soundteppich, auf dem hochfiligrane Techhouse-Arrangements mit einer Stimme am Rande der popkulturellen Zurechnungsfähigkeit anbändeln. Das kann man nur hassen oder lieben, dazwischen gibt's nichts. Einmal eingetuned wird das Avant-Digpop-Programm weiter durchgespielt, und die folgenden Stücke klingen nach elektronischem Dandyismus par excellence, so als würden ABBA ihren Leinwand-Sound einmal durch die Laptopküche und wieder zurück jagen und dabei einen Zwischenstopp bei Roxy Music einlegen. Ein perfekt in die Tiefe produzierter Sound trifft auf flächig ausgebreitete Passagen, die sich dennoch, wie z.B. „Steps to Heaven are Steps to Me“, dem minimalistischen Gestus nicht verweigern. Das ist alles zügig nach vorn arrangiert, ohne unangenehm plakativ zu werden, und wird stellenweise mit spröden Klangkollagen unterlegt, die einen Absturz ins Süßliche verhindern. „Exit Wounds“ nimmt als letzter Track den melancholisch angesäuselten Faden vom Beginn noch einmal auf und dimmt den Beat mit derilierendem Vocal House wieder runter. Alles in allem ein veritables Discotronic-Statement, das hemmungslose Tanzvergnügungen ebenso im Blick hat wie intellektuelle Klangtüfteleien. Akademisch informierte Deleuze-Puristen und Akusmatik-Neurotiker werden sich möglicherweise erst einhören müssen. Alle anderen dürften mit „A Love Moderne“ einen wunderbar verklickten Sommer haben. Am kommenden Freitag ust Unai im Berliner Watergate live zu erleben, weitere Dates sind in Vorbereitung.