Das neue Album „Lenin“ der Goldenen Zitronen ist mal Hörspiel, mal Rock. Zum Mithüpfen und zum Mitdenken. Nur wo ist der rote Faden und was soll der seltsame Titel, fragt sich der vom Agit-Prop-Geballer verwirrte Kopf? Um Zusammenhänge und ums Kollektive scheint’s zu gehen: darum, gemeinsam zu machen, sich in einer Tradition zu begreifen, selbige zu hinterfragen, Historie auszuloten, Vergangenes ins Heute zu bringen und dem Hier und Jetzt einen Spiegel vorzuhalten. Und so passt alles plötzlich gut zusammen: die Eisler- und Majakowski-basierte Vertonung des Gangs durch’s Lenin-Mausoleum („Ein kleiner Mann, wie aus Wachs“), die Hommage an den 2003 verstorbenen Musiker Wesley Willis („Hier kommt ein Hellride, Du Arschloch!“), das Cover eines Monks-Songs („Complication“), das Singen über Brotkaufen für eine Person, über Bürgermeister auf Tocotronic-Konzerten, über das unfreiwillige Gehen unbekannter Wege („Dass die mich nicht abgeholt haben!“), über das Training in Unterwerfungskompetenz und über die Bassdrum, die uns bei der Stange hält. Also Kinder: raus aus der Klasse, rein ins Zitronen-Konzert!