Reduktion. Wäre man selbst Künstler, könnte man die Rezension über das neue Lambchop-Album „Damaged“ mit diesem einem, so treffenden Begriff, gleichermaßen beginnen und enden lassen. Und hätte das Wesentliche gesagt. Weil man selbst aber kein Künstler ist, muss man schon ein paar Worte mehr verlieren, um das „Weniger ist mehr“ des neuen Werks von Kurt Wagner und seines 15-18-köpfigen Bandkollektivs angemessen zu würdigen. „Damaged“ beginnt leise und lässt sich die Ruhe während der gesamten 46:46 Minuten nicht nehmen. Streicher und Piano halten sich im Hintergrund, und Wagner singt, als würde er sich von nichts anderem als Kreide ernähren. Nicht wie gewohnt von den Unwäg- und Sonderbarkeiten seiner Umwelt, sondern vom privaten Leid, das er im vergangenen Jahr erlebt hat. „But, you know, shit happens to everybody“, verwahrt er sich im Interview-Clip zum „Making Of“ des Albums vorsorglich gegen jede mitleidsvolle Umarmung. Wie er da Wagner-typisch mit Holzfällerhemd, Basecap und schwarzer Hornbrille sitzt, möchte man kaum glauben, dass „Lost In Translation“ ohne diese Musik ausgekommen ist. Nur ab und an reißt einen eine Steel Guitar aus dem angenehm sedierten Zustand. Menschen, die nur in Extremen etwas Künstlerisches zu sehen vermögen, werden das naserümpfend seicht oder plätschernd nennen. Andere werden das neue Album des feinfühligen Ex-Fliesenlegers erkennen als das, was es ist: Ein weiteres, gänzlich unaufgeregtes und reduziertes Meisterwerk. Nach eingen Sommerkonzerten werden Lambchop es auf der ausgiebigen „An evening with Lambchop, The Dafo String Quartet and Hans Off Cuba“-Tour im Oktober und November live präsentieren.