Hab ich jetzt die Arschkarte gezogen? Bin ich diejenige aus der Redaktion, die von Grand Hotel Van Cleef, den Unberührbaren des Deutschrocks, demnächst einen Pferdekopf auf's Kopfkissen gelegt bekommt? Was soll's. Ich war schon immer schlecht im Lügen und: only the good die young. Pale gibt es immerhin schon satte 13 Jahre. Jung sind sie also nicht mehr, aber heißt das im Umkehrschluss, dass sie „bad“ sind? Das ja nun nicht. Aber in all den Jahren des Bandbestehens sind die sympathischen Jungs aus Aachen gereift, hier zu verstehen im Sinne von: Erwachsener geworden. Ruhiger. Gesetzter. „So it is time for us! Here we are, come out“, singt Holger Kochs beispielsweise auf „Gal. Why don't you adore me?“. Vielleicht liegt's daran: Es ist vollkommen in Ordnung, auf reduzierte Emotionen zu setzen und die schwierige Gratwanderung zwischen trockener Distanz und dem Drang zu großen Gefühlen zu versuchen. Aber wenn die Anstrengung, die ein solches Unterfangen mit sich bringt, hörbar wird, schränkt sich der Genuss automatisch ein. Den ein oder anderen mag man damit dennoch anlocken, vielleicht sogar begeistern. Aber die Massen, die Kochs zu rufen scheint, werden womöglich weiterhin ausbleiben. Pale bieten auf „Brother. Sister. Bores!“ guten Pop, durcharrangierte Melancholie und perfekte Strukturen. Spätestens nach dem fünften Durchlauf glaubt man sogar, dass diese kantenfreie Erfolgsmischung Bestand im eigenen CD-Player haben könnte. Anhören. Selbst urteilen. Konzert anhören. Ich tauche derweil unter.