Man vermutet nicht wirklich einen ehemaligen Eishockeytorwart in Daniel Ingemar Gustafsson aka The Book of Daniel. Weder nach erstem Anschein solo auf der Bühne des Hamburger Knust, noch nach Anhören der „Songs for the Locust King“. Die Stücke, welche einem da so behende um die Ohren schweben, haben auch kaum etwas gemein mit der Vorstellung von Hartgummischeiben und Bodychecks. Eher schon mit der vergleichsweise elegant gedehnten Verwobenheit eines Tornetzes. Rutschig ist der Boden schon allemal, wenn einer mit düsteren Choralgesängen kommt. Sich Jazz- und Souleinflüsse als Teppich bereitet und neben Davis, Morrison, Waits und Wainwright eigentlich nur noch Cave als Vorbild zu nennen versäumt. Wie viele Schichten Gemütsverfassungen passen übereinander, wenn ein Gebet, Lügen, Erinnerungen und die Ex-Freundin miteinander um ihren jeweiligen Wert konkurrieren? Gustafsson greift nach pathetischen, reichlich verstrickten Geschichten und vertont diese doch meist ebenso unspektakulär wie ergreifend. Dezent traurige Streicher im Absterben der Emotionen, die das letzte Geleit in vermutlich tiefer Nacht und den Fingern des Saxophonisten finden („Busy Bee“). „3rd of December“ dagegen verzaubert wie ein schwelgerisch tanzender alter Midtempo-Pogues-Song. Dramatischer Höhepunkt freilich ist das atemlos gehetzte „Rabbit Boy“. Bis sich das Tempo langsam wieder setzt und im nur scheinbar erlösenden „Hallelujah“ endet, was mit den Worten „Oh my Lord“ neun Tracks zuvor begann. Torhüter gelten im Sport allgemein meist als ziemlich durchgeknallte Typen. The Book of Daniel legt in Wort und Ton eindrucksvoll Zeugnis ab davon. Jetzt auch live in voller Mannschaftsstärke. Bitte treten Sie an die Bande vor!