Vorneweg. Dieses Album gehört den verhinderten Erwachsenen. Mitnichten dagegen allen professionellen Berufsjugendlichen. „9“ gräbt mit einer solchen Unschuld im Seelengraben, wie es bereits das Rice-Debüt „0“ vier Jahre zuvor tat. Als irischer, immer währender kindlicher Dickkopf wird dieser Damien Rice so denn auch gerne tituliert. Als einer, dessen Band im Laufe der Aufnahmen schon mal den Glauben an das Ziel des langen Weges verliert. Natürlich ist es ein schmaler Grat zwischen Lust und Langeweile, wenn das kreative Epizentrum hinter bombensicherer Fassade kaum eine Welle nach außen dringen lässt. Viele Instinkte und Zufälle später aber war fertig, was eigentlich nahtlos an „0“ anzuschließen scheint. Wären da nicht diese wieder kehrenden fulminanten Ausbrüche. Vielleicht Überbleibsel des ursprünglichen Wunsches, das Ganze doch etwas „heavier“ ausfallen zu lassen? Zerrissenheit, die sich auch im Artwork widerspiegelt und an die der schüchterne Hörer ganz sanft im balladesken Duett „9 Crimes“ heran geführt wird. Ein Masterplan lässt sich dennoch beim besten Willen nicht ausmachen. Und mal abgesehen davon, dass sich in den zehn Tracks einer der wohl fertigsten Songwriter unserer Tage einfach in unterschiedlich bewegten Gewässern spiegelt, möchte man ihn mit der Nase in das wohl hässlichste aller Outros ever stoßen. Ein irischer Dickkopf eben, wie gesagt. Neugieriges, bohrendes Kind mit der Lizenz, wenn nötig jeden gerade noch umschmeichelten Nerv zu töten. Diese Ambivalenz vertonen oder bebildern nur wenige ähnlich perfekt. Im Frühjahr live: Damien Rice!