Suizidorientierter kann man sein Comeback eigentlich kaum begehen. „Love Is Dead“ nennt sich das erste Stück auf dem Soloalbum von Ex-Suede-Frontmann Brett Anderson. Fatalerweise ist die Nomen-est-omen-Ballade auch noch die erste Singleauskopplung. Ein blutarmes Stück Herzschmerz, das in Selbstmitleid zu ertrinken droht. Der erste Eindruck, vermittelt via Radio, Musikfernsehen und im Plattenladen? Reden wir nicht weiter drüber. Denn wenn man die Enttäuschung beiseite schiebt und dem Rest des scheinbar recht einfallslos betitelten Werkes seine Aufmerksamkeit widmet, erkennt man, das auch drin steckt, was drauf steht. Im Vorfeld der Veröffentlichung hatte Anderson all jene, die es interessierte, wissen lassen, dass sein Solodebüt der Welt sein Inneres preisgeben werde. Und das darf man ruhig glauben. Ein erstes Mal beim Vernehmen von „Dust And Rain“, der melancholisch-wütenden Erkenntnis einer unvereinbaren Liebe. Ein zweites Mal bei „To The Winter“, dem bittersüß streichergetränkten Trauergesang über eine achtlos verschenkte Beziehung. Ein drittes Mal bei der pathetischen Lebensstudie „Infinite Kiss“. Und ein viertes Mal bei „The More We Possess The Less We Own Of Ourselves“, einem Abgesang auf die fehlgeleitete Konsumgesellschaft. Mit knapp 40 Minuten Gesamtlänge fällt das Album überraschend kurz aus. Aber definitiv nicht schmerzlos. Selten so schön gelitten in letzter Zeit.