Beeindruckend. Bands, die ihre eigenen Visionen von einem Sound nicht nur als Marketinginstrument benutzen, sondern diesen auch konsequent entwerfen und weiterentwickeln, verdienen dieses Prädikat. !!! oder chk chk chk oder hu hu hu oder kö kö kö – wie auch immer man den famosen Zusammenschluss begnadeter Musiker aussprechen möchte (Hauptsache der artikulierte Name besteht aus drei gleich lautenden einsilbigen Phrasen) – legen die erfreuliche Fortsetzung des 2004er Album „!!!“ vor. Und versammeln darauf musikalische Juwelen zwischen Pop und House, Funk und Rock, Magie und Disco. Was ist anders als beim letzten Erfolg? Mehr Groove schlingert durch die zehn Tracks. Euphorische Percussion- und Schlagzeugrhythmen klingen perfekt und bilden das sehr stabile Gerüst eines Albums, das vor allem aufgrund seiner Tiefe und Vielschichtigkeit fasziniert und absolut auf den Punkt funktioniert. Die Musiker John Pugh, Nic Offer, Allan Wilson, Mario Andreoni, Typer Pope, Justin van der Volgen, Dan Gorman und Jerry Fuchs verstehen es zu überraschen. Wenn Musik einen sicheren Kurs aufnimmt, um plötzlich abrupt zu stoppen, eine Kehrtwende einlegt, nur um kurz darauf den 90°-Abzweig in eine ganz neue Richtung einzuschlagen, dann fesselt das Ergebnis ungemein. !!! präsentieren wache Kompositionen, die mit verwinkelten Strukturen und einem verschmitzten Popantlitz antreiben, motivieren und mitunter sogar aufmuntern können. Auch wenn der typische Gesang, die anderen Kontinenten entliehenen perkussiven Elemente und der Hang zu schnörkellosen Gitarrenparts bereits bekannt sind und fast schon als !!!-Sound wahrgenommen werden können, stellt sich „Myth Takes“ klarer, präziser und auch glamouröser dar. Inmitten von effektvollen Discobeats (Erinnerungen an ABC werden wach) und coolen Soulassoziationen werden instrumentale Ebenen erschlossen, die psychedelischen Ursprungs sein könnten. Dabei geraten die Songs gerne ausufernd und lassen so jede Instrumentalrockband und jeden musikalischen Improvisationskünstler vor Neid erblassen. Nichts für schwache Nerven, diese komplexen Songs, mit denen die US-Band ihren eigenen hohen Ansprüchen gerecht wird. Auch der eigentümliche Hintergrund der Formation klingt durch: die Mitglieder leben verstreut über die USA und haben sich zu den Aufnahmen für das neue Album in einem Haus in Nashville eingeschlossen und eine gigantische Drei-Wochen-Jam-Session absolviert. Die Songs, welche selbst an Sessions erinnern, lassen der Musik Platz, von Inspiration zu Inspiration zu gleiten, und ermöglichen es, dass im Laufe eines einzigen Titels eine ganze Entwicklung passiert – obwohl so manches Stück recht unsanft beendet wird. Und trotz des komplexen Eindrucks steckt das Ergebnis voller Ohrwürmer und darf gerne als kurzweiliges Hörereignis verstanden werden. Unglaublich, oder? Und im April auf Tour!