Es war wohl zu Beginn der Neunziger. Elektronische Musik hielt treuherzig Einzug in Film, Fernsehen und vor allem ins Büro. Nächte wurden temporär im Himmel verbracht. Temperaturen stiegen auf „100 and Rising“, das Leben an sich erschien als süßliche Melodie im Radiowecker, und Namen wie Incognito oder M People konnte sich selbst Nachbars Blondchen noch eben merken. Heute ruht der Zauber von einst schon lange unter dem einen oder anderen Trümmerberg der Langeweile. „Don't look any further“ tanzte sich kritiklos in die Sackgasse eines Genres. Die sehnsuchtsvolle Suche nach dem Helden hat schon lange keine Quickies auf der Waschmaschine mehr erlebt. Kosheen tun da das einzig Konsequente. Unterkühlung hinter zerborstener Scheibe. Splitterndes Glas, zarte Wave-Anleihen im Gesang und Vocals, die immer noch dünn aber endlich auch stimmig brüchig wirken. Titel heißen heute „Damage“, „Overkill“, „Thief“ oder „Under Fire“. Widmen sich Rosenkriegen, denen mitnichten jedwede Energie verloren geht. Gepaart mit seichter Systemkritik ist der musikalische Klimawandel Kosheens weg vom ursprünglich konsumtauglichen Drum'n'Bass endgültig perfekt. Geblieben ist massenkompatibler melodischer Frust ohne Widerhaken weit jenseits tiefer düsterer Klänge und massiver Attacken.