Die erste Begegnung mit einer Band ist nur selten unvergesslich. Passiert es doch, stehen die Chancen eins zu eine Million, dass man sie ein Leben lang nicht mehr loswird. Besondere erste Male vergisst man nicht. Auch nicht, wenn das erste Mal Anfang der 90er Jahre in einem gewölbeartigen Kellerverließ in einer südniedersächischen Kleinstadt stattfindet, die vor allem für ihre Skinheads bekannt ist. Naked Lunch leuchteten und machten sich an diesem Abend unvergesslich. 15 Jahre danach, 15 jahre nach dem Debüt „Balsam“ und drei nach dem monströsen „Songs fort he Exhausted“, hat die Band aus Klagenfurt mit „This Atom Heart of Ours“ nun das Album gemacht, das einen direkt ins Auge des Orkans wirbelt. Alles rundherum zersplittert, bricht zusammen, fliegt durcheinander – aber im Kern ist ein Innehalten für Momente möglich. War „Songs for the Exhausted“ in seiner Schwere und Dunkelheit so großartig wie nahezu unbezwingbar, öffnen sich Oliver Welter, Herwig Zamernik und Stefan Deisenberger hier gleichsam Großem: Dem Verzeihen, Nachgeben, dem Blick auf das eigene Selbst in gnädigerer Form und dem letzten Risiko überhaupt: Dem Entschluss, ein Leben lang bei jemandem zu bleiben. Es geht ums Ankommen, sesshaft werden, Kinder machen und andere Dinge, bei denen man gemeinhin schreiend wegläuft. Und doch: „Colours“ kann kein Mensch mit einem Herz hören und „entspannt bleiben“, es ist eine aufwühlende, traumhafte Liebeserklärung. Auch das orchestrale, mit Chorgesang vorgetragene Titelstück zerreißt einem das Herz. „Military of the Heart“ macht einen völlig fertig, so gut ist es. Dass Olaf Opal (The Notwist) die Platte produziert hat, tut sein Übriges: Filigran elektronisches Geknispel, Keyboards statt krachiger Gitarren, verzerrte Tierlaute, kurz: Probieren statt Perfektion. Und was darf man live erhoffen? Nur das Beste, wie Herwig Zarmernik sagt: „Es wird uns eine Freude sein. Eine riesengroße Herzensangelegenheit.“