The Earlies: The Enemy Chorus - Orchestrales Meisterwerk

The Earlies: The Enemy Chorus (Groenland / Cargo Records)

Dass bei The Earlies die Zeit rückwärts läuft, ließ sich bereits am Titel ihres 2005er Debüts „These Were The Earlies“ ablesen. Wer das als Abgesang auf sich selbst interpretierte und hinter den Early Birds lediglich die fulminante Eintagsfliege einer ungewöhnlichen Musikerkollaboration vermutete, wurde unlängst eines Besseren belehrt. Denn mit „The Enemy Chorus“ ist Ende Januar ein weiteres Album des UK/US-Cross-Atlantik-Projekts erschienen. Sänger Brandon Carr aus Texas auf der einen Seite und die UK-Fraktion mit Christian Madden, Giles Hatton und John Mark Lapham auf der anderen Seite des Ozeans, die sich bei der Produktion des Erstlings noch nicht einmal persönlich begegnet waren, trafen nun endlich zusammen und produzierten im Studio in Manchester ein weiteres himmlisches Prachtwerk von einem Album. Der psychedelische Klangkosmos, den The Earlies auszuloten angetreten sind, zeigt sich auf „The Enemy Chorus“ noch opulenter: Das Quartett holte sich Verstärkung und führt ein orchestrales Meisterstück mit Trompeten, Flöten, Synthesizern, Streichern, Piano und allerlei instrumentalen Gimmicks auf. Es klingt, als hätten sie Byrds, Beatles und Beach Boys mit der Muttermilch aufgesogen, als wären Pink Floyd, Can und Jefferson Airplane im Kindergarten in Dauerrotation gelaufen und als hätten sie mit den Flaming Lips, Mercury Rev und Radiohead die Schulbank gedrückt. Früh übt sich, wer Großes vollbringen will. Zeitlupenartig scheinen The Earlies rückwärts ihren Weg durch die Popmusikgeschichte zu beschreiten. Und zeigen bei aller verrückten Verspieltheit und Liebe für ausufernde, zuweilen sakral anmutende Arrangements einen Sinn für den guten, auf unhektische Weise eingängigen Pop-Song. Unmöglich, nach den nun anstehenden Konzertabenden ohne eine feine Melodie im Ohr nach Hause zu gehen. Das Gastspiel der live auf 10 Musiker anwachsenden Formation gilt es dieser Tage keinesfalls zu versäumen!