Es ist durchaus als Ironie des Schicksals zu verstehen, dass den Shins mit ihrem aktuellen Album „Wincing The Night Away“ die bis dato höchste Aufmerksamkeit ihrer Karriere zu Teil wird. Bevor Natalie Portman im Indiefilm „Garden State“ deren Song „New Slang“ mit den Worten „Dieser Song wird Dein ganzes Leben verändern“ in höhere Sphären katapultierte, musizierte die Band um James Mercer eher vor überschaubaren Kreisen. Und das obwohl sie uns mit „Chutes too Narrow“ bereits 2003 die Referenzgröße in Sachen melodiösen, 60-verliebten Indie-Pops geschenkt hatten. Auf „Wincing The Night Away“ versucht sich Sänger und Songschreiber James Mercer in völlig Neuem („Sleeping Lessons“), erfindet Melodien, die dann doch keine sein wollen („Australia“) und skizziert Songs, wie das nur 0:56 min kurze „Pam Berry“. Erst bei der Single „Phantom Limb“ ist es wieder da: Dieses unnachahmliche, federleichte Shins-Gefühl. Die Uhs und Ohs. Die mit nichts zu begründende Zuversicht, dass alles doch irgendwie klappen könnte, wenn man den ganzen Tag nur aus dem Fenster glotzt und den Himmel anlacht. Doch die Shins halten sich zurück. Statt wie früher jedem mit offenen Armen entgegenzulaufen, Gänseblümchenkränze um den Hals und Liebe im Herzen, sitzen sie jetzt im Café, trinken etwas mit Alkohol und kratzen sich auffällig oft am Kopf. Im Rückblick werden die Shins vielleicht sagen, dass sie mit „Wincing The Night Away“ ihre ruhige, leicht grüblerische Seite zeigen wollten („Black Wave“/“A Comet Appears“). Vielleicht werden auch mehr als eine Handvoll Menschen, die die Shins nun erstmals live hören werden, verwundert sein. Auch wenn schon so manche große Liebe am schlechten Timing gescheitert ist: Unterschätze nie eine Band mit Hirn und Herz.