The Kilians: Kill The Kilians - Klasse übersprungen!

The Kilians: Kill The Kilians (Vertigo / Universal)

The Kilians haben einen fürsorglichen Ziehvater: Kein geringerer als Tomte-Chef Thees Uhlmann hat sich dem Fünfer aus Dinslaken angenommen und ihn bereits auf die erste Tour und auf Guerilla-Gigs geschickt. Bestanden! Nun geht es für die Bengel mit dem gerade erst veröffentlichtem Debüt-Album „Kill The Kilians“ im Schulranzen auf ausgedehnte Club-Tour. Neben zwei Songs der EP, die sich auf den Erstling retten konnten, warten elf weitere Schmankerl darauf, das Publikum zu begeistern. Sicherlich, auf die glorreiche Idee vom schrammeligen Indie-Rock sind nicht die Kilians gekommen. Umsetzen tun die Jungs sie trotzdem mit Bravour. Es lässt sich nicht leugnen: bei den einst sogenannten Rock-Rettern der Strokes schneiden sie sich hier und da ein Scheibchen ab. Aber die fast gleichaltrigen Arctic Monkeys sind längst eingeholt. Ach was, Klasse übersprungen. Die Kilians haben mehr zu bieten: Abwechslungsreich sind sie, ob volle Pulle mit jaulender Gitarre wie zum Auftakt oder mit Mundharmonika wie im bluesigen „Little Billie, Little Brother“. Selbst etwas Ruhiges ist mit „Fool To Fool“ dabei. Und lässt das Herz tatsächlich ein bisschen schwer werden. Sonst werden aber verzerrte Gitarren mit schneller Hand geherzt und der Liebe zum beat-trächtigen, dreckigen Garagenrock gefrönt („Jealous Lover“). Ja, abwechslungsreich sind die Kilians, aber immer mit erstaunlich sicherem Gefühl für gute Melodien. Um die Stimme von Sänger Simon den Hartog dürfen sich dann noch Julian Casablancas und Paolo Nutini streiten. Schön, das. Zu erfahren ist der Ohrenschmaus nun am eigenen Leibe, denn Tourtermine gibt es so einige.