Beirut: The Flying Club Cup - Keine französische Tristesse

Beirut: The Flying Club Cup (4AD / Beggars / Indigo)

Eine große Welle löste das junge Musikprojekt Beirut im letzten Jahr aus, als der Homerecordler aus New Mexico sein Erstlingswerk „Gulag Orkestar“ veröffentlichte und kurz darauf – um eine ganze Band bereichert – mit der EP „Lon Gisland“ für große Begeisterung sorgte. Der Entstehung dieser charmanten Melodien ging eine Annäherung des Bandleaders an das Phänomen des Balkan-Folks voraus. Unüberhörbar in der Instrumentalisierung und Komposition nachzuempfinden. Nun ist ein neues Album erschienen. Inspiration und Leitfaden sollten diesmal ein altes Strandphoto und Frankreichs Kultur sein. Die nahe liegenden Assoziationen mit Chansons und französischer Tristesse sucht man allerdings vergeblich in dem weitaus größer und professioneller aufgenommenem Album. Der erste Eindruck vermittelt eher ein solides Gefühl, hier wieder die Charakteristik des leicht nasalen Gesangs von Zach Gordon und die folkloristisch wirkende Instrumentalisierung zu finden, die schon die Vorgänger-Tonträger ausmachten. Sich wiegende Streicherarrangements, 3/4-Takte, Bläser, Mandoline und Gesang im Chor – mal nachdenklich, dann fröhlich überschwänglich. Typisch Beirut, auf den ersten Ton gut wiedererkennbar und einzuordnen. Nur der Überraschungsmoment fehlt. Schwang beim letztjährigen Erfolg immer auch die Faszination für die eigentümliche Kombination aus noch eigentümlicherem Gesang und einer reichen Begleitung von Akkordeon bis Violine mit, so klingt nun vieles bekannt und eben „typisch“. Auffallend ist dabei, dass ausgerechnet die beiden Stücke, welche vom Zach Gordon nicht alleine, sondern in Zusammenarbeit mit anderen entstanden sind, deutlicher aus dem Schema herausfallen. Natürlich klingt auch beim „Flying Club Cup“ jede Menge Herzblut für die, und zwar genau diese Musik mit. Dieser feine Unterton und die charmante Melodieführung erzeugen Songs, die lächeln, motivieren und einfach gehört werden können. Trotzdem schade, dass so wenig Französisch gesungen wird und der große Wurf nicht dabei ist.
Anspieltipp: Cliquot. Livetipp: Beirut auf vier Konzerten im November!