Es gibt diese Stimmen, die durch Raum und Zeit zu schweben scheinen. Stimmen, so sanft und unwirklich, dass der kleinste Hauch sie zunichte machen könnte. Troy von Balthazar kann sich glücklich schätzen. Der Frontmann der Band Chokebore, deren Schicksal derzeit in den Sternen steht, stützt seinen kuschelweichen Gesang auf seinem selbstbetitelten Debut nicht länger auf ungeschliffene Gitarrenspuren. Auf dem fliegenden Teppich aus gezielten Drumcomputer-Segmenten, Akustik-Schnipseln und mal noisig, mal atmosphärischen Samples schwebt Troy von Balthazar geradewegs in Richtung zuckersüßer Depression.
Sein Gesang balanciert mit sicherem Gleichgewichtssinn stets an der Grenze zum Kitsch, überschreitet diese aber nie. Eher wird gefühlvoller Gesang in seiner ganzen Spannbreite ausgereizt. Mit der Französin Adeline Fargier hat von Balthazar seinen weiblichen Gegenpart gefunden. Ihren großen Auftritt hat sie im emotionalen Höhepunkt der Platte: „Perfect“. Ein Song wie ein Bad in tausend Wolken. Man möchte sich verlieren, ihn in sich aufsaugen. Ein Moment, in dem Trauer darüber aufkommt, Musik nur hören zu können. Das sehnsüchtige „Real Strong Love“ tanzt verdrossen über blühende Frühlingswiesen. „We can find out finally the world of the body is all in the head“. Die minimalistische Instrumentierung setzt erstmals das Hauptaugenmerk auf von Balthazars Gabe, Traumwelten zu eröffnen. Ersetzt wurde der Kontrast zwischen rocktypischer Untermalung und gebrechlichem Gesang durch den Fokus auf gekonntes Leiden. Die Platte wickelt den Hörer gleichermaßen in dicke Wolldecken und setzt ihn ungeschützt einem Regenschauer aus. Freud und Leid liegen dicht beeinander. „People say my music is just like a dream“ – dies sei hiermit bestätigt. Die Platte erscheint in dieser Woche auf dem Label Sinnbus. Troy von Balthazar ist derzeit zusammen mit Tocotronic auf Tour.