Dem italienischen Trio Verdena aus Bergamo gelang mit ihrem dritten Studioalbum „Il Suicido del Samurai“ im Jahre 2005 der Durchbruch im europäischen Ausland. Ihr markant brachialer Mix aus Noise- und Prog-Rock brachte ihnen einen Platz auf dem Sprungbrett ein, u.a. im Rahmen zweier Touren mit Dredg. Unlängst berichtete POP FRONTAL von ihrem Auftritt als Support von Biffy Clyro in Köln. Anlass genug, ihr neues Album „Requiem“ einem genaueren Test zu unterziehen. Verdena haben sich entwickelt. Freunden vielschichtiger und abwechslungsreicher Arrangements dürfte das neue Werk gefallen. Das Ergebnis der Metamorphose „Requiem“ lässt sogar den Gedanken eines progressiven Konzeptalbums zu. Neben dem Opener „Marti in the Sky“, die donnernde Soundkulisse zu einem Bombenangriff, in den eine Gruppe von Zivilisten gerät, finden sich zwischen den 15 Stücken mehrere Interludes sowie zwei längere Stücke um die Zwölf-Minuten-Marke. Tief wurde in den südeuropäischen Experimentierkasten gegriffen. Stoner-Gitarren in „Non prendere l'acme, Eugenio“ und „Isacco nucleare“, ein wenig Krautrock, Percussion-Einsatz und eine ganze Menge Pink Floyd in den beiden massiven Stücken „Ill Gulliver“ und „Sotto preserizione del dott. Huxley“ sorgen für einen gelungenen Spannungsaufbau. Allerdings wartet man vergebens auf die Verdena-typischen Abrissbirnen wie „Elefante“ oder „Logorrea“ vom Vorgänger-Album. Brachiale Inkonsequenz weicht auf dem neuen Werk einer gesteigerten Verspieltheit. Druckvolle, vielschichtige Gitarrenarbeit, die stets am Rand zur Cholerik balancierende Stimme Sänger Albertos und das gewohnt energische Drumming von Schlagzeuger Lucas stehen einem neuen Facettenreichtum Pate. Bei einer derart ungewohnten Berg- und Talfahrt bleiben allerdings die einen oder anderen Ausrutscher nicht aus. So gebärdet sich Alberto in „Don Calisto“ als wackeliger Marilyn-Manson-Imitator, um dann mit „Muoro Delay“ aufzuzeigen, wie Guns'n'Roses auf Italienisch klingen würden. Nichtsdestotrotz liefern Verdena mit „Requiem“ ihr bisher buntestes Album ab. Die neue, noch etwas ungeschliffene Experimentierfreude lässt zukünftig auf weitere Wundertüten hoffen, vielleicht mit dem nötigen Feinschliff als letztem Schritt zur Großtat.