Ob La Di, Ob La da! Die Kartoffeln auf dem Tisch. Dampfendes Gemüse, braune Pampe, überdimensionierte Fleischfasern. Dr.-Oetker-Speisen im Kühlschrank. Es ist Sonntag in Deutschland anno 1974. Drei farbige Programme im TV. Mindestens eines davon um die Mittagszeit auf Sendepause. Die ARD beim politischen Frühschoppen, das ZDF zur selben Zeit familienfreundlich musikalisch unterwegs. „Das Sonntagskonzert“ lindert Katerstimmung und manifestiert jedes Familienidyll. Die Welt für sechzig Minuten ein süßer Puddingtraum aus garantiert keimfreien Zutaten, wie zubereitet von Kalmans Csardasfürstin persönlich. Eines dieser Tagesintermezzi und Sternstunde wahrhaft ungefilterter Live-Aufnahmen ist das Konzert vom 5. Mai 1974 in Berlin: James Last! Neben allen Standards zeitgenössischer Musikbegehrlichkeiten wie dem „Praterleben“, „Säbeltanz“, „Hot Love“, der „Fett-Polka“ oder „Dr. Schiwago“ aber sind es die sympathischen Kleinigkeiten am Wegesrand des Hörgenusses, die jene Stunde so einzigartig klingen lassen. Wo schreit heute noch ein Orchesterchef gegen die eigenen Bläser und Tasten an, um seine Mannen vorzustellen? Wann waren funkadelische Soloparts zum letzten Male familienkompatibel? Warum klingt die Percussion wie ein absaufender Ferrari? Wie viele Berliner Kindl hatten einige der Zuschauer vor Ort intus, deren Zurufe von den Außenmikrofonen eingefangen wurden? Dass es die Zeit ausführlicher Haarfrisuren gewesen sein muss, dürfte auch die Tonmeister von damals kaum ausgenommen haben. Wie anders ist es zu erklären, dass insbesondere in den ruhigeren Parts des Konzertes beinahe jedes Nebengeräusch vom Notenständer bis zum Tuscheln mit dem Nachbarn zu vernehmen ist. Was spätestens vergessen sein wird, wenn „unser Benny“ in McCartneys „Live And Let Die“ tapfer wie James Bond persönlich gegen das Orchester ankämpft. Als Zugabe „Get Back“! Niemand braucht einen Fernsehgarten! „Das Sonntagskonzert“: T-Rex der Livemusik- und Fernsehunterhaltung. Heute als Rarität auf CD/DVD!