Get Well Soon: Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon

Get Well Soon: Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon

Es ist kühn und mutig, bereits im kaum angebrochenen Kalenderjahr einen „Album des Jahres“-Kandidaten zu küren. Simpler kumuliert: Get Well Soon spielen aus Schichten schierer Schönheit ihre Chance aus! Jede Wette, dass sich der eine oder andere Finger beim staunenden Hören nicht nur auf der musikalischen Landkarte verirren wird. Zum einen entspringt der Kern dieser (nur auf der Bühne siebenköpfigen) forschen Vision tatsächlich aus erzkonservativ blühendem süddeutschen Familienglück. Zum anderen zitiert dieser Konstantin Gropper derart feist mit introvertiertem Sinn und lässigem Muskeltonus aus nachdenklichen Welten, dass man den Kopf Meter für Minute tiefer und länger hinein ins Sofakissen stecken möchte. Hat man sich noch eben schweren Hauptes in das Album geloopt, schlägt leise bald Wasser ans Ufer („You/Aurora/You/Seaside“), bevor sich mit einem herzhaften Schnodder die Kammertür öffnet und aus dem vermeintlichen Lo-Fi-Saitensprung in bester Adam Green-Manier eine mitnichten unterkühlte Geschichte („Christmas In Adventure Parks“) um Kühlschränke in Alaska spinnt. Was darauf Stück für Stück folgt, zitiert sanft einen Duke Special, nähert sich auf leisen Sohlen Radiohead, hat Glockengelöt und Engelshaar am Hals oder wandelt wehmütig auf den Pfaden eines Robin Proper-Sheppard („If This Hat Is Missing I Have Gone Hunting“). Dann hört man einen Cheerleader-Chor in Gesänge hinein wedeln, deren Vater Wayne Hussey heißen könnte. Tango und Walzer machen sich auf losen Planken breit, Underworlds „Born Slippy“ wird mit Sandpapier verpackt und erhält einen schaurig rostigen, unfertigen Voranstrich. Dass in dieser semiromantischen Folkloresammlung ganz unauffällig sogar noch ein ausgedientes deutsches Populärmusik-Fragment versteckt ist, mag dann aber jeder für sich selbst entdecken. Und die Sache mit dem „Album des Jahres“? Nun, wir sprechen hier über Geschichten, deren Ende laut Gropper schon „gut ausgehen wird, auch wenn es jetzt gerade echt schwierig aussieht.“ Alles gesagt! Eine kleine Tour dieser Tage führt Get Well Soon nach Berlin, München und Wien. Eine ausgiebige Tour folgt im Frühjahr!