„Don't get around much anymore / The smoke has driven me out the door / All night I used to walk the floor / Don't go to night clubs anymore“. Dozent Morrison hat fertig. Das lebende Gesichtsphlegma, die männlichste aller Diven im Musikzirkus höchstpersönlich entsagt der Nachtkultur? Nicht wirklich. Flutlicht an. Einfache Pässe, Ball flach halten. Van Morrison als Fußballer käme einer charakterlichen Melange aus Paul Gascoigne, Uli Hoeneß und José Mourinho gleich. Genialität, Unberechenbarkeit auf dem Platz und ein latenter Hang zum steten Wahnsinn. In Relation dazu fällt „Keep It Simple“ in jeder Form zurückhaltend aus. Freunde opulenter Arrangements und mäandernd ausufernder Kompositionen kommen auf „Keep It Simple“ weniger zum Zuge. Morrisons zuletzt sehr produktives Faible für die kleine Gemeinde Nashville tritt ebenso wieder in den Hintergrund. Soul, Jazz und Gospel nehmen Platz im Blauen Salon. Nehmen sich Zeit. „Drinking wine in the alley, drinking that wine / Making time, talking all out of my mind / Drinking that wine making time in the alley“ lässt am Ende auch das letzte Stück Simplizität in gefühlter Endlosigkeit reifen („Behind The Ritual“). Auf ergreifende Momente ist auch auf Album Nummer 35 des launischen Belfaster Kindes Verlass. Dass seine Konzerte tatsächlich handgestoppte 90 Minuten ohne Verlängerung dauern, ist einfache Regel. Und wenn Kaiser… pardon, Meister Morrison die Missmut packt, wird schon mal heftig verbal in die Musiker gegrätscht. Ab an den Spielfeldrand für wenige Abende im Mai.