Israelitische Kultur scheint dieser Tage so hoch im Kurs, dass sich die Löffel biegen. Doch ob mentales Magiertum à la Geller oder spätsommerliche Anmut einer Yael Naim: Ambitioniert schießen beide zu oft über ihre Ziele hinaus. Hier Geller, der besser daran getan hätte, seinen eigenen Mythos ruhen zu lassen. Dort Yael Naim, deren karge Songkonstrukte noch nicht recht verzaubern wollen. Gemeinsam ist den beiden außer ihrem Geburtsort Tel Aviv der Hang zur großen Geste auf einer nicht minder weiten Bühne. „The stage is yours!“ weiß Geller bedeutungsschwanger. „Die Bretter werden deine sein“, dürfte auch Naim nachhaltig in den Ohren klingen. Schon längst hat sich die Exil-Parisiènne in multiple Windungen geschlichen. Dem digitalen Apfel Steve Jobs sei es gedankt. Wer hat „New Soul“ aus einem Macbook-Werbespot nicht mindestens schon an beiden lateralen Enden aus dem Kopf hängen? Nicht dass dieser putzige kleine Singalalalong nun wirklich weh täte. Im Gegenteil. Aber Seele? Auf Hebräisch singt sie den wesentlichen Teil ihrer Songs. Sofern es sich nicht eben um ein Britney Spears-Cover („Toxic“) handelt. „Too Long“ kann sogar für Momente fesseln. Sich ganz auf Gitarre und Gesang zu verlassen, war die ursprüngliche Idee. Bis man in David Donatien einen Multi-Instrumentalisten (!) fand. Der nun fügte aus durchschnittlichem Liedgut und omnipräsenter Stimme keimfreie Arrangements. Solche die Jazz, minimalistische Strukturen und Radiotauglichkeit in Einklang bringen wollen. Allein die Intensität ist es, die sich nur selten als „New Soul“ einrichten will. So bleiben Tracks wie das spannend konstruierte „Shelcha“ (feat. Kid with no Eyes) leider (noch) die Ausnahme.