Wie hat man sie gefeiert: Über 1 Million Mal verkaufte sich das Debüt „Costello Music“, Apple wollte den Song „Flathead“ für seine iPod-Werbung, „Chelsea Dagger“ wurde zum UEFA-Cup-Siegessong und einen Brit Award gab es für The Fratellis auch noch. Die Messlatte für das neue Album „Here We Stand“ könnte kaum höher liegen. Und an eben diese reicht es nicht heran. Was anfänglich vom schnellen und punkigen Brit-Rock kam, hat sich scheinbar auf langsameren und schweren Stadionrock geeinigt. In dieser Hinsicht geht die Rechnung auf: Die Songs sind massenkompatibel, mit eingängigen Melodien, Mitgröhl-Refrains und breiten Riffs, die weniger spontan sind und auf die ganz großen Bühnen schielen. Wer auf die dynamisch wilde und rohe Seite der Fratellis hofft, wird enttäuscht sein. Hier liefert das schottische Trio nur vereinzelt Lichtblicke. Das kernige „Mistress Mabel“ und der Opener „My Friend John“ kommen aus dem trägen Midtempo heraus, haben auch mal Taktwechsel und Akzente. Der Rest ist jedoch, milde ausgedrückt, harmloses Mittelmaß. In „Shameless“ offenbaren sie sich dem Titel entsprechend mit uninnovativen und behäbigen Riffs förmlich als Glamrock-Opis. Die Mitklatsch-Nummer „A Heady Tale“ mit hämmerndem Klavier und Bassdrum mutet an wie Schunkel-Rock und dürfte sich auf dem nächsten Stadtfest am wohlsten fühlen. Die Lieder kreisen dabei immer wieder um das alte Thema Frauen und Liebelein und haben laut Sänger und Gitarrist Jon Fratelli keine tiefgründigere Bedeutung. Perfekt also, wenn man raus aus den schottischen Pubs der Arbeiterklasse und den Indie-Clubs raus und rein in die großen Arenen will. „Here We Stand“ ist erst kurz nach der Deutschlandtour erschienen. Ob das Album live funktioniert hat? Wir haben unsere Zweifel. Oder wie es in „Milk And Money“ so treffend formuliert wird: „And it's no surprise when the last light dies/ And the girl upon the wooden floor/ Won't be dancing anymore.“ Bei einigen Festivalterminen im Sommer haben die Fans die Gelegenheit, sich ein eigenes Bild zu machen.