Zu Einspielungen geschichtsträchtiger Komponisten hat der Elektronik-Pionier Klaus Schulze ja schon lange einen speziellen Bezug. Besonders auf seinen Alben „X – Sechs musikalische Biographien“ oder „Das Wagner-Desaster“ kommt dies zum Ausdruck. Folgerichtig ist „Rheingold“ der passende Titel für sein allererstes DVD-Projekt in seiner langen Karriere. Aufgezeichnet wurde dabei das komplette, 110-minütige Open-Air-Konzert auf der Loreley vom 18. Juli 2008, bei dem er mit der Dead Can Dance-Sängerin Lisa Gerrard aufgetreten ist. (POP FRONTAL). Mit Hilfe der hierbei eingespielten fünf langen symphonischen Tracks in ausgezeichneter Ton- und Bildqualität kann man wunderbar dem hektischen Alltag entfliehen. Schulze zeigt sich bei seinem ersten Konzert seit fünf Jahren im weißen Sakko außergewöhnlich gut gelaunt und lässt hier seiner jugendlichen Spielfreude freien Lauf. Abgrundtiefe druckvolle Bässe seines Roland-Synthesisers werden in den Sequenzen oft übermalt von druckvollen choralen Mini-Moog-Soli. Als Anspieltipp seien das symphonische „Albrich“ und das übermächtige „Wotan“ genannt. Sehr atmosphärisch dicht und liebevoll verspielt ist auch die letzte Zugabe „Nothung“. Lisa Gerrard im samtblauen Opernballkleid erhält auf den Stücken „Loreley“ und „Wellgunde“ für ihre betörende Stimme genau die weiten Hallräume, um ihr zwischen Ethno, Oper und Engelschören angesiedeltes Klangtimbre wunderbar entfalten zu können. Klaus Schulze begleitet sie dabei häufig mit sphärisch-minimalistischen Sequenzertönen, die um Lisa Gerrards erhabenes Stimmvolumen triumphierend herumzutanzen scheinen, ohne sie jedoch zu bedrängen. Ein stets pulsierendes Gesamtkunstwerk voll ritueller Trancemusik mit hypnotischer Langzeitwirkung – und genau richtig für entspannte Winterabende. Auf der zweiten DVD findet sich die lohnenswerte und unterhaltsame Dokumentation „The Real World of Klaus Schulze“. Hier kommentiert der Maestro für die Zuschauer den Entstehungsprozess des ganzen Liveprojektes der mit fünf Kameras aufwändig produzierten Loreley-Aufnahme. Dazu gibt es viele Szenen, in denen er die 5.1-Digital-Surround-Abmischung der DVD in den „Real World“-Studios von Peter Gabriel mit Technikdiskussionen und freudigem Luftbasszupfen konzentriert begleitet. Es folgt noch ein schönes, von Porcupine Tree-Kopf Steve Wilson geführtes Interview, in welchem Klaus Schulze von seiner Zeit als Postangestellter und weitere Anekdoten seines Lebens erzählt. Alles in allem ein ideales Präsent für den Gabentisch und dabei nicht nur für Fans ein lohnenswertes und längst überfälliges Werk des großen Klangtüftlers.