Wer bei „The Great Bertholinis“ an eine zirkusreife Vorstellung denkt, liegt fast goldrichtig. Bedeutet Menschen, Tiere, (Des-)Illusionen und der strenge Duft von halbwegs weiter unheilvoller Welt. Gaukler sind sie schon vor dem ersten Ton. Umgetopft mit viel Fantasie mitten hinein in die kalte Architektur einer vorgeblich ungarischen Trabantenstadt. So möchte es das augenzwinkernde Presseheftchen. So wollen uns die Namen der acht angeblichen Brüder Bertholini weismachen. Ihr Cover ziert ein Artwork, als habe jemand David Lynch-Filme mit feinem Strich nachgezeichnet. Und die Musik der Nürnberger? Kommt offenbar direkt aus einer Manege, der man den Boden ein letztes Mal so richtig umgeschaufelt hat. Als ritten Kaizers Orchestra zu Mardi Gras-Posaunen und -Trombonen durch das Rund, auf dass es ein trefflich melancholisch anmutender Spaß werde. Bariton, Saxophon und Flügelhorn stimmen schon den nächsten Artisten auf nur noch spärlich gefüllte Tribünen ein. Jeder Song ein kleiner Abschied. Altersschwache Gäule mit gesenkten Köpfen traben schwer. Ein wenig Hoffnung a là Madrugada steckt noch in „Everybody's Fault“. M. Walking on the Water, 16 Horsepower und ein Tom Waits im Geiste sind derweil vorausgereist. Ein abgemagerter Artist fegt die letzten Sägespäne aus dem Zelt. Der Vorhang für heute hier an diesem Ort ist gefallen. Die Vorstellungen der „Great Bertholinis“ werden fortbestehen. Nur wenig zum Leben, zum Sterben aber viel zu viel. „Huge machine, go back in time / The future is mine!“ – die nächsten Vorstadtmauern warten schon. Das Album erscheint am 6. Februar, bereits ab Januar sind The Great Bertholinis auf Tour! Einen hübschen Tour-Trailer gibt es bei youtube!