Vier Jahre nach ihrem letzten Studioalbum beglückt Kari Bremnes mit einem neuen Opus, zu dem eine norwegische Internetzeitung eine Flasche Rotwein empfahl. Und das nicht etwa, um das Gehörte verkraften zu können, sondern weil der Gaumengenuss tatsächlich als perfekte Ergänzung zum Hörgenuss erscheint. „Ly“, zu deutsch: Schutz, betitelt Frau Bremnes diese knappen 45 Minuten, in denen sie mit ihrer warmen, dunklen Stimme Zuflucht in wohlwollenden Gehörgängen findet.
Und wieder einmal erzählt die norwegische Singer-/Songwriterin Geschichten, die nur sie so erzählen kann: heiter („Kåpa i Milano“: eine unvernünftige Shopping-Tour in Italien) bis tiefgründig („Ingenting blir borte“ spricht von Verlusterfahrungen), dabei nie schwermütig und bei aller Melancholie immer mit warmherzigem Respekt – selbst wenn sie traurige Schicksale in Worte und Musik kleidet („Egentlig en danser“ erzählt von einem Tänzer, der seit dem Verlust seiner Frau nur noch als Taxichauffeur unterwegs ist). Geographisch bewegt sich Kari Bremnes mit diesen elf Titeln zwischen Spitzbergen und Italien und serviert ihre vielschichtigen Erfahrungen in passender verbaler und musikalischer Dosierung („Passelig Dose“: über den Spagat, die Balance im Leben zu finden) – nie banal, nie bedrückend, sondern stets wohl dosiert. Gehüllt in einen musikalisch feinfühligen Mantel sind diese Geschichten ein Hochgenuss! Fehlt nur noch die Flasche Rotwein – und ein Live-Auftritt: Ab 20. April tourt Kari Bremnes wieder bei uns! (Text: Heiderose Batz)