Neue Welle? Was geht mit The Human League denn plötzlich? Nebenan veröffentlichen Seeland in schmutziger Anlehnung an die Sheffielder Legende ihr Album „Tomorrow Today“. Zeitgleich taucht der Elektro-Tanz-Punk MacLean auf aus Raum und Zeit, verwirrt seine Anhänger mit einem vokalen „Synthie-Space-Disco meets Boys and Girls“-Konzept und schiebt gleich mal zehn trunkene Human-League-2.0-Tracks auf den Tanzflur. Der Witz an diesem ganz gewollten Geschehen ist ein denkbarer Kurzdialog unter pumpenden Soundsystemen. „Was zur Hölle legt der Typ da grad auf?“ – „Juan MacLean, Digga!“ – „Ah, Human League, Yo! Kenn' ich doch!“. Vermutlich niemand Drittes würde für's erste unter dem Partyhütchen widersprechen. Hört man „The Future will come“ in voller Länge unter voluminösem Kopfhörergelöt, verlassen MacLean, !!!-Drummer Jerry Fuchs und Muse Nancy Whang (LCD Soundsystem) die Spuren der ehemaligen Wegbereiter tatsächlich kaum einmal. Was das Album fast zu einem Fake-Human-League-Remix-Ding macht. Locker und leicht geschlagen, fast im Vorbeigehen re-future-produziert, als hätten „The Simple Life“, „The Station“ oder „Happy House“ nur an irgendeiner Vorstadtstation am Bahnsteig gestanden und auf die nächste Bahn zur pulsierenden City gewartet. Wie dieser Moment in Bronski Beats „Smalltown Boy“, wenn das Lied alles Grau hinter sich lässt und neues Leben entzündet. Möchte man sich als Support der nächsten Depeche-Tour vorstellen. Vorerst aber bleiben es die kleinen Locations im Mai.
