Wer ertappt sich beim vorsichtigen Abtasten des Names Ocean Reid dabei, an bestimmte Hollywood-Blockbuster zu denken? Und wer weilt in Gedanken bereits am Ufer des großen Sees in der Horizontalen? Große Gefühle und nicht minder ausfallende Weiten also, die da so als Assoziationen durch das Bild schwimmen. Dabei gerät ja alles viel einfacher. Schon auf der Single „Talking Dead“ vom aktuellen Album „Drifting in the Wilderness“. Dort belässt man es bei einer oft semi-akustischen Idee aus sanftem Gesang über Gitarren und dezent verwendeten Violinen. Böse Zungen sagen dem Songwriter aus dem britischen Seebad Brighton einen Hang nach zu den Herren Damien Rice, Thom Yorke oder zu Muse im Zeitlupenformat. Mag alles stimmen, hat ohne Zweifel seine gesanglich parallelen „Höhe“punkte in beiderlei Sinne. Doch der (natürlich als Einzelgänger angepriesene) britische Songwriter mit dem Hang zum Learning by Doing führt den Hörer so unaufgeregt an der Hand, dass nach neun Liedern die finale Note fast plötzlich kommt. Zu sehr hatte man sich bereits vorher auf die kurzen Geschichten des Shoegazers eingelassen. Dass die Deutschland-Tour zum Album im goldenen Oktober stattfindet und man sich zu den Konzerten fast einen langen, kalten Tag vorab wünscht, ist da schon fast zu viel schöne Herbststimmung, um wahr zu sein.