Jahrzehntelang scheint man sich bei Ulver (norwegisch für „Wölfe“) stets selbst gesagt zu haben „Bei diesem Wetter jagt man doch keinen Lupus vor die Tür“. Und blieb daheim. Schön für die Norweger, blöd für die Fans im Rest der Welt. Nun aber kommt eine der faszinierendsten Bands unserer Zeit für eine Handvoll Konzerte nach Deutschland. Bereits seit den frühen Neunzigern am Start, hat das Wolfsrudel gewaltige – vielleicht, mit Ausnahme von Anathema, sogar beispiellose – Verwandlungen durchgemacht: Das Einzige, was ihre Black Metal-, Neofolk-, Industrial- (?), Drone-, Ambient- (?), ECM-Jazz-, Trip Hop- bzw. Trip Prog- und der besonders schwierig zu kartographierenden aktuellen Phase gemeinsam war, ist die überbordende Musikalität, Originalität und handwerkliche Exzellenz. Ansonsten kann man beispielsweise „Bergtatt“, „Themes From William Blake’s The Marriage of Heaven and Hell“ und „Perdition City“ kaum für das Werk ein und derselben Formation halten. Der Erstverkaufstag ihres jüngsten Werks „Wars Of The Roses“ liegt mit dem 29.04. leider hinter den deutschen Konzertterminen. Wir durften vorher hineinlauschen und waren – mal wieder – verloren. Eine Zauberwelt, beschworen durch männlichen Schamanen- und weiblichen Lockgesang, tastende Flügelfiguren, Samples, Loops, Celli, singende Säge-Sounds, Mönchschöre, Kirchenorgel, Gemurmel und atonales Klarinetten-Getröte kündet uns von den Wars Of The Roses in „England“ (Songtitel) sowie vom generellen Zustand des Planeten und unserer Kultur. Die Gaststars wie Stephen Thrower (u.a. sax; Coil, Cyclobe), Stian Westhus (guit, u.a. Monolithic, Nils Petter Molvær), Steve Noble (drms; u.a. The Bow Gamelan Ensemble) oder Alex Ward (clar.; u.a. London Improvisors Orchestra) werden live vermutlich nicht dabei sein – aber ihr, ihr solltet unbedingt dabei sein!